Magdalen Frank
Das Stück, das im Sommer 2024 in Worms anlässlich der Nibelungen-Festspiele zur Aufführung kam, trägt den Titel: Der Diplomat.[1] Verfasst haben es Feridun Zaimoglu und Günter Senkel. Als Protagonisten wählten sie die Sagengestalt Dietrich von Bern, der hier als ein Diplomat auftreten soll. Es stellt sich die Frage, inwieweit der Held dieses Stücks als ein solcher agiert und ob er dieser Etikettierung überhaupt gerecht wird.
Deshalb wird die Untersuchung zunächst einführend den Diplomatie-Begriff und zentrale Kriterien diplomatischen Handelns erörtern (I). Die hierzu herangezogene Literatur wurde in Orientierung an der Dietrich-Figur bei Zaimoglu/Senkel ausgewählt. Analysen des Diplomatie-Begriffs zeigen, dass sich ein diplomatisches Vorgehen einerseits in der praktischen Politik und im Umgang der Menschen miteinander bewährt, andererseits aber auch im Umgang des Menschen mit seinen eigenen inneren Konflikten.
Es folgt eine Inhaltsangabe der dramatischen Handlung (II).
Auf Bezüge zu mittelhochdeutschen Dichtungen, die den Autoren als Vorlage dienten, wird, soweit sie für das Verständnis des Protagonisten notwendig sind, im folgenden Darstellungsteil eingegangen. Aus wenigen Versatzstücken der alten Epen erschufen die Autoren eine neue Dichtung mit Dietrich von Bern als zentraler Figur. Auf der Basis einer textnahen Figurenanalyse (III) wird geprüft werden, inwiefern die Konzeption des Helden als Diplomat eine Berechtigung findet.
I. Diplomatie und diplomatisches Handeln
Drei Wochen nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs schreibt Thomas Mann an seinen Verleger Samuel Fischer:
„Das Problem, das mich nicht seit gestern ganz beherrscht: der Dualismus von Geist und Natur, der Widerstreit von civilen und dämonischen Tendenzen im Menschen, – im Krieg wird das Problem ja eklatant. (…) Einen Diplomaten denken wir uns irgendwie dazwischen. Vermittelnd zwischen civilen und dämonischen Kräften, aber selbst immer auf der Seite des Geistes und der Zivilisation stehend.“ (Brief vom 22. August 1914)[2]
In diesem Zitat fallen Stichworte, die in dieser Untersuchung eine Rolle spielen. Diese sind: Der Widerstreit, also der Konflikt, zwischen Zivilisiertheit und Dämonie im Menschen, der ungelöst in Krieg und Gewalt kulminieren kann. Krieg und Gewalt können daher als äußere Anzeichen und Folgen einer inneren Zerrissenheit eines Menschen angesehen werden. Idealerweise sollte Diplomatie in diesen äußeren, aber auch in inneren Konflikten vermitteln und dabei auf der Seite des Geistes und der Zivilisation stehen.
Thomas Mann meint hier nicht nur eine politisch agierende Berufsdiplomatie, deren Aufgabe darin besteht, Konflikte zwischen Staaten zu entschärfen bzw. zu lösen, sondern er benutzt den Diplomatie-Begriff hauptsächlich für ein Vorgehen, das seelische Konflikte eines Menschen mit Hilfe von Vernunft lösen kann, bevor diese sich in Gewaltakten oder Kriegen Bahn brechen und dadurch Fundamente der Zivilisation gefährden, wenn nicht gar zerstören.
Diese Gedanken finden sich ganz ähnlich bei Sigmund Freud. Auch Freud weist der Diplomatie im Umgang des Menschen mit sich selbst eine entscheidende Rolle zu: „Wo Es war, soll Ich werden, so spricht die Ratio einer Zivilisation, die die dunkle Natur in uns bittet, Vernunft anzunehmen und die das, was uns umtreibt, bei Licht betrachten will. (…) Der Geist dieses herrschaftlichen Diskurses mit dem Dunklen und Unbewussten ist freilich nicht die Gewalt, sondern die Diplomatie. Die Dämonen sollen ja nicht als Verdrängte herausgefordert, sondern als Verstandene versöhnt werden, der Ordnung unseres Haushalts und der Dauerhaftigkeit unserer Herrschaft zuliebe.“[3]
Thomas Mann und Sigmund Freud benennen gegensätzliche Kräfte, die sich im Menschen befinden. Dies sind auf der einen Seite Dämonie/Natur (Thomas Mann), Dunkles/Unbewusstes (Sigmund Freud) und Geist/Zivilisation (Thomas Mann), Ratio/Ordnung (Sigmund Freud) auf der anderen. Beide Autoren wollen das Dämonische, Unbewusste zugunsten von Geist und Zivilisation aufgelöst wissen, und zwar nicht durch Gewalt, sondern mit den Mitteln einer Diplomatie.
Der Begriff Diplomatie findet nicht nur im politischen[4], sondern auch in einem psychologischen Kontext Verwendung. In beiden Fällen ist mit ihm „eine Verhandlungskunst,eine kluge Berechnung“[5] oder ein „gewandtes, berechnendes und ausgleichendes Verhalten und Taktieren in einer Position zwischen zwei Seiten, um annehmbare Ziele zu erreichen“[6], gemeint.
Auch ein Konflikt zwischen sich bekämpfenden Kräften im Innern eines Menschen kann mittels diplomatisch geprägter Denkprozesse beigelegt werden – um einer Zivilisierung des Menschen willen. Konflikte werden definiert als „Spannungssituationen, in denen zwei oder mehrere Parteien, die voneinander abhängig sind, mit Nachdruck versuchen, scheinbar oder tatsächlich unvereinbare Interessen zu verwirklichen und sich dabei mindestens eine Partei ihrer Gegnerschaft bewusst ist und darüber unangenehme Gefühle erlebt bzw. darunter leidet.“[7] Ähnlich wird auch in der Psychologie ein Konflikt als „Spannungssituation aufgefasst, in der zwei oder mehrere Parteien, die voneinander abhängig sind, versuchen (…) unvereinbare Handlungspläne (…) zu verwirklichen. In einer Konfliktsituation wirken Kräfte auf eine Person ein, die von etwa gleicher Stärke sind, jedoch in entgegengesetzter Richtung ziehen.“[8] Ein Konflikt wird demnach von Kräften oder Parteien bestimmt, die bei all ihrer Gegensätzlichkeit doch in irgendeiner Form voneinander abhängen und zudem unter der Spannung leiden, der sie ausgesetzt sind.
Bevor diplomatische Verhandlungen beginnen können, muss die vermittelnde Instanz einige Voraussetzungen erfüllen. In der praktisch orientierten Diplomatie gilt, dass vor einem Verhandlungsbeginn dem Diplomaten umfangreiche Informationen über alle Seiten und Facetten des Konflikts vorliegen sollten. Erkenntnisgewinne können durch ein intensives Aufnehmen relevanter Gegebenheiten erzielt werden. Dieses von der visuellen Wahrnehmung zur rationalen Durchdringung führende `Betrachten´ vollzieht sich in der Phasenfolge eines `Hinsehens´, `Beobachtens´ und `Analysierens´.[9] Analog gilt dies auch für die Lösung psychischer Konflikte. Auf welchem Weg diese Informationen gewonnen werden können, wird im Zitat von Sigmund Freud angesprochen. Freud empfiehlt ein Betrachten des Problems, und zwar „bei Licht“.
Beim `Hinsehen´ wird der Blick auf etwas gerichtet,ein Gegebenes wird unbefangen, also so objektiv und so deutlich wie möglich mit allen Sinnen zur Kenntnis genommen, damit es eventuell ein Ausgangspunkt für weitere Aktionen werden kann.[10]
Das `Beobachten´ ist ein aktives, zielgerichtetes Beachten von Gegebenheiten zu einem bestimmten Zweck und über einen längeren Zeitraum hinweg. Dies kann auch ein (heimliches) Überwachen oder Kontrollieren sein. Einzelheiten des Erfahrenen können mit schon gemachten Erfahrungen verbunden und Zusammenhänge erkannt werden.[11] Bisher gemachte Beobachtungen können im Verlauf des Wahrnehmungsvorgangs wieder hinfällig werden. Durch Beobachten sollten möglichst viele Informationen zum Thema gesammelt werden, so dass eine Entscheidung „über die Wahrheit der Dinge“[12] möglich wird. Wahrheiten dienen zur Orientierung auf dem Weg zur Verwirklichung der eigenen Ziele.
Für eine auf diplomatischem Weg gewonnene Lösung innerer Konflikte empfiehlt Freud dem Vermittler, die eigenen Dämonen zunächst zu verstehen. Die psychologische Konfliktforschung sieht einen Grund in einem Ausbrechen eines seelischen Konflikts unter anderem in „Abwehrmechanismen des Ich“[13], die aus verletzten Gefühlen entstehen. Diese Abwehrmechanismen können erkannt, verstanden, abgelegt und schließlich mit dem Ich versöhnt, d.h. integriert werden. Auch im politischen Kontext ist es für die vermittelnde Instanz unerlässlich, die eigenen Gefühle wahrzunehmen, da „unangenehme Gefühle wie Stress, Wut oder Angst die Wahrnehmung der Akteure einschränken und ihre Fähigkeit zur Empathie verringern können“.[14] Empathie für die andere Partei wird in der politischen Diplomatie durch ein aktives Zuhören erreicht. Hierunter versteht die Konfliktforschung die „praktische Umsetzung einer empathischen Haltung dem Anderen gegenüber“.[15] Diese Technik wirkt integrativ und fördert Vertrauen.[16] Daraus lassen sich jedoch noch „keine richtigen Schlüsse ziehen, wenn der Unterhändler nicht bereits über ein sicheres Urteil verfügt, das Informationen gewichtet und in einen passenden Referenzrahmen“ integriert.[17]
Die Gewichtung und Integration von Kenntnissen in einen angemessenen Referenzrahmen geschieht durch ein `Analysieren´. Hierwird das Erfahrene zergliedert, mit eigenem Wissen verbunden und bewertet. Im diplomatischen Kontext sollte Ziel einer Analyse sein, die Absichten der anderen Partei zu erkennen, um daraus Möglichkeiten für ein eigenes Handeln ableiten zu können. Eine Analyse sollte „eine letztlich operative Wahrheit“ aufdecken, „die zugleich die Position der Partner, ihre Dispositionen, Intentionen, die Bedürfnisse, die sie empfinden, die Zwänge, denen sie ausgesetzt sind und die Werte, die sie verwirklichen wollen, einschließt“.[18]
Erst wenn ausreichend zuverlässige Informationen über den gegnerischen Partner vorliegen, kann eine Verhandlung zwischen beiden beginnen. Als zielführend wird hier eine „Offenheit und Ehrlichkeit“ der Verhandlungspartner betrachtet.[19] Als schlimmste Situation wird „ein Fehlen oder ein Verlust der Kontrolle“[20] während eines diplomatischen Prozesses empfunden.
Ein allgemein anerkanntes Ziel diplomatischen Vorgehens besteht in einer Bändigung destruktiver Kräfte zur Verhinderung eines Krieges und zugunsten einer Zivilisation, wie es im Zitat von Thomas Mann heißt. Sigmund Freud nennt dieses Ziel „eine Ordnung unseres Haushalts“, die eine „Dauerhaftigkeit unserer Herrschaft“ ermöglicht, das heißt einen Frieden.
2. Inhaltsangabe des Stücks Der Diplomat von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel
Die Handlung des insgesamt dreiaktigen Schauspiels beginnt mit dem ersten Akt auf einem Schlachtfeld vor Ravenna. Dietrich von Bern kämpft hier mit seinem Heer gegen Ermanrichs Truppen, mit dem Ziel, seinen von Ermanrich geraubten Thron wieder zurückzuerobern. Witta, eine Kriegerin des feindlichen Heeres, tötet drei junge Männer. Zwei von ihnen sind die Söhne von Hunnenkönig Etzel, für deren Schutz sich Dietrich vor Beginn der Schlacht den Eltern gegenüber verpflichtet hatte. Der dritte Junge ist Dietrichs jüngerer Bruder. Als Dietrich die Leichen der jungen Männer erblickt, ist er außer sich vor Schmerz und Trauer. Er schwört dem Kämpfen ab und beschließt, den Krieg, der für ihn und seine Mannen kurz vor einem siegreichen Ende steht, abzubrechen: Ich verzichte auf die Krone. (I,3)
Dietrichs Verbündeter, der Hunnenkönig Etzel, verliert durch diesen Krieg nicht nur seine Nachfolger, sondern auch seine Frau, die aus Kummer über den Verlust ihrer Söhne stirbt.
Im zweiten Akt befindet sich Dietrich als Sendbote Etzels in Begleitung seines Waffenmeisters Hildebrand am Hof der Burgunden in Worms. Deren Reich wird durch hunnische Heere angegriffen und teilweise verwüstet. In dieser Situation bietet Dietrich der burgundischen Königsfamilie den Rückzug der Hunnen an, sollte Kriemhild Etzels Wunsch erfüllen und dessen Frau werden. Wie Etzel ist auch Kriemhild verwitwet, ihr Mann Siegfried wurde vor noch nicht langer Zeit von Hagen mit Zustimmung König Gunthers ermordet. Siegfrieds Leiche liegt permanent blutend mitten im Burgsaal aufgebahrt und verbleibt bis zu ihrer Verbrennung im dritten Akt ständig auf der Bühne.
Etzels Werbung um Kriemhild stellt die Burgunden vor eine Entscheidung. Nach einer kurzen Beratung sind sie sich einig, Kriemhild mit Dietrich zu Etzel ziehen zu lassen. Durch eine Ehe Kriemhilds mit Etzel versprechen sie sich zwei Vorteile: Einerseits wären ihre Grenzen vor den Hunnen wieder sicher, andererseits wären sie ihre durch Siegfrieds Ermordung verbitterte Schwester los: Kriemhild ist uns eine Last. (Gunther II,8) Nur Kriemhild selbst zeigt sich noch unentschlossen und genießt, dass die Sicherheit Burgunds plötzlich allein in ihrer Hand liegt. Sie hasst ihre Familie wegen des Mordes an Siegfried.
Auch Kriemhilds Schwägerin Brunhild ist von Hass auf die Burgunden durchdrungen. Siegfried hatte einst Gunther geholfen, sie in ihrer Brautnacht zu vergewaltigen. Seitdem ist sie von Rachegedanken besessen, die in einer Vernichtung Burgunds gipfeln. Dafür nähme sie, eine Alkoholikerin, auch den eigenen Tod in Kauf.
Brunhilds Mann, König Gunther, zeigt sich wie auch sein Berater Hagen als machtbesessen. Gunthers Bruder Gernot ist durch den Tod seiner Frau bei der Geburt eines toten Kindes geistersichtig (II,7) geworden. Hinter realen Dingen und Ereignissen erahnt er Kräfte, die in die Zukunft weisen. Giselher, der jüngste der Brüder, bewundert den Kampfesmut Siegfrieds und möchte dementsprechend alle Konflikte mit Gewalt lösen. Diese Eigenschaften und Gefühle kommunizieren die Burgunden offen.
Sie beschäftigen sich mit Etzels Gesandtem. Sie wissen, dass und warum Etzels Söhne und deren Mutter nicht mehr leben. Sie gehen davon aus, dass Dietrich von Schuldgefühlen Etzel gegenüber geplagt wird und deshalb den Auftrag einer Brautwerbung auf sich nahm. Mit einer neuen Frau könnte Etzel wieder eine Dynastie gründen.
Dietrich wird von einer Gestalt begleitet, die den Burgunden näheren Aufschluss über seine innere Verfassung geben könnte. Aber nur Gernot, dem nicht geglaubt wird, vermag dieses Wesen zu sehen: Dietrich wird von einem Geist, der Drud, verfolgt. Dietrich selbst sieht die Drud auch, er weiß, dass sie die Seele von Etzels toter Frau ist, erkennt aber zunächst nicht, was sie von ihm will. Er glaubt irrtümlicherweise, die Drud wolle sich mit seiner Hilfe an Witta, der Mörderin ihrer Kinder, rächen.
Dietrichs Feind Ermanrich in Rom weiß, dass sich Dietrich bei den Burgunden aufhält. Er schickt zwei Boten nach Worms, die unter Androhung einer Vernichtung Burgunds durch römische Heere Dietrichs Kopf fordern. Sollte die Forderung Roms erfüllt werden, bietet Ermanrich den Burgunden jeden erdenklichen militärischen Schutz im Fall eines hunnischen Angriffs an.
Erneut besprechen die Burgunden die Lage. Diesmal gelangen sie jedoch zu keinem Ergebnis, denn nun befinden sie sich in einer Zwickmühle: Ginge Kriemhild mit Dietrich zu Etzel, würden die Römer Burgund zerstören. Lieferten sie Dietrich den Römern aus, käme Kriemhild nicht zu Etzel und Burgund würde von den Hunnen angegriffen. Gunther: Wir werden, wenn wir nicht acht geben, zwischen zwei Mühlsteinen zerrieben. (II,12)
Erregt von der spannungsgeladenen Situation kann Giselher seine Kampfeslust nicht länger beherrschen. Zuerst fordert er Dietrich zum Zweikampf heraus. Dietrich verweigert sich seinem Entschluss entsprechend. Witta, vor Ravenna einst Mörderin von Etzels Söhnen und Dietrichs Bruder, jetzt eine der beiden Gesandten aus Rom, nimmt Giselhers Kampfangebot an. Hagen und Dietrich beobachten den Kampf der beiden, greifen jedoch nicht ein. Giselher wird von der ihm kräftemäßig überlegenen Witta getötet.
Der dritte Akt setzt die Handlung in Worms fort. Er beginnt mit den Vorbereitungen der Burgunden zur Feuerbestattung der Leichen von Giselher und Siegfried. In den folgenden Szenen treten die Akteure im Unterschied zum zweiten Akt zunächst in kleinen Gruppen auf. Die Alkoholikerin Brunhild lädt Witta zum Weintrinken in den Burgkeller ein. Dietrich wird von der Drud verfolgt. Er ahnt, dass sie nicht ihre toten Söhne rächen, sondern Etzel schützen will. Vor welcher Gefahr genau, erkennt Dietrich aber nicht. Hildebrand verwickelt den römischen Gesandten Sibich in ein Streitgespräch, in dessen Verlauf er ihn ersticht. Gemeinsam mit Hagen beseitigt er Sibichs Leiche, später auch die von Witta. Witta wurde von Brunhild mit vergiftetem Wein getötet. Sollten die Römer irgendwann nach dem Verbleib ihrer Boten Sibich und Witta fragen, will Hagen auf die Hunnen verweisen: Sie fraßen die Gesandten. (III,13)
Zur Feuerbestattung der Leichen von Giselher und Siegfried sind alle Personen wieder auf der Bühne versammelt. Hagen verkündet den Tod der beiden römischen Gesandten. Durch Sibichs Tod ist nun der Thron in Bern für Dietrich frei, doch er weigert sich, diese Position in seinem angestammten Reich wieder einzunehmen. Stattdessen erinnert er Kriemhild an ihre Entscheidung, die noch aussteht. In diesem Moment bedrängt ihn die Drud, Kriemhild zu erstechen. Dietrich wehrt sich dagegen und vernichtet stattdessen die Drud mit Hilfe seines übernatürlichen Feueratems. Daraufhin erklärt sich Kriemhild bereit, mit Dietrich zu Etzel zu gehen. Alle sind erleichtert. Doch durch Äußerungen Gernots über Kriemhild erkennt Dietrich jetzt erst Kriemhilds Bosheit und damit das Anliegen der Drud: Sie wollte ihn daran hindern, die nach Rache an den Burgunden dürstende Kriemhild Etzel als Frau zuzuführen. Dietrich wird klar, dass Kriemhild als mächtige Hunnenkönigin in ihrem Hass die Welt entzünden würde. (Gernot III,16) Deshalb darf sie unter keinen Umständen Etzels Frau werden. Dietrich will Kriemhild töten. Doch bevor dies geschehen kann, wird Dietrich selbst von Brunhild hinterrücks ermordet. Damit hat Brunhild den Grundstein für eine Erreichung ihres Ziels – Burgund muss brennen (III,16) – gelegt. Denn in Zukunft wird das Burgunderreich gleich von zwei Seiten, von den Römern und den Hunnen, angegriffen und vernichtet werden: Einerseits kann den Römern „Dietrichs Kopf“ nicht geliefert werden, denn bekämen sie ihn doch, wäre dies der Beweis, dass die römischen Gesandten mit ihrer Botschaft in Worms tatsächlich angekommen waren. Die Frage nach deren Verbleib würde die Burgunden in Erklärungsnot bringen. Und andererseits kann Kriemhild ohne Dietrichs Begleitung nicht ins Hunnenland reisen und Etzels Friedensbedingung erfüllen, indem sie seine Frau wird. Die Vernichtung Burgunds durch die Römer und Hunnen wird im Stück nicht mehr gezeigt, liegt jedoch auf der Hand.
III. Zur Konzeption der Dietrich-Figur im Kontext der Diplomatie-Thematik
Die Autoren Zaimoglu/Senkel verbinden in ihrem Stück Figuren und Handlungsstrukturen aus zwei mittelhochdeutschen Dichtungen mit Vorstellungen von heute. Diese Dichtungen sind das Nibelungenlied[21] und die Rabenschlacht.[22] Feridun Zaimoglu betont jedoch, dass mit seinem und Senkels Schauspiel Grundkonflikte des menschlichen Zusammenlebens angesprochen würden und dass es sich nicht ausschließlich auf mittelalterliche oder heutige Konflikte beziehen würde.[23] Deshalb wird das Stück im Folgenden weder in einen mittelalterlichen noch in einen aktuellen, sondern in einen zeitunabhängigen Kontext gestellt.
Die Vorgeschichte der Burgunden
Zaimoglu beschreibt die Welt, die sein Dietrich als Etzels Bote in Worms vorfindet, als eine „Welt voller Verrat und Vergeltung“.[24] Mit dieser Welt meint Zaimoglu den Hof der Könige Burgunds, wie er im ersten Teil des Nibelungenliedes dargestellt wird.
Das Nibelungenlied wurde um 1200 verfasst und „vereint zwei ursprünglich getrennte Sagenkreise: den Tod des Drachentöters Siegfried durch Verrat seiner burgundischen Verwandten und den Untergang der Burgunden durch den Hunnenkönig Etzel, im Nibelungenlied interpretiert als Rache Kriemhilds, der Witwe Siegfrieds, für den Mord“.[25] Diese beiden Sagenkreise finden auch Eingang in Zaimoglus und Senkels Neubearbeitung. Siegfrieds Ermordung durch die Burgunden spielt als Charakterisierungsmerkmal der Burgundensippe im neuen Stück eine Rolle, die Handlung nimmt dann aber einen anderen Verlauf als im Nibelungenlied. Auch das Ende hat das neue Stück nur teilweise mit dem Nibelungenlied gemein. Während sich dort die beiden Völker der Hunnen und der Burgunden gegenseitig auslöschen, sind hier ausschließlich die Burgunden einem Untergang geweiht.
Dietrichs Vorgeschichte
Um die Figur Dietrichs von Bern in der modernen Bearbeitung von Zaimoglu/Senkel erfassen zu können, soll nach der Vorgeschichte des Protagonisten gefragt werden. Feridun Zaimoglu verweist als Anregung für die Ausgestaltung seines Dietrichs auf eine Dichtung des 13. Jahrhunderts, auf die Rabenschlacht.[26] Die Rabenschlacht gehört zur historischen Dietrichepik. Als geschichtliches Ereignis dieser Dichtung wird die Eroberung Ravennas (= Raben) durch Theoderich den Großen – in den Dichtungen erscheint er als Dietrich von Bern (= Verona) – im Jahr 493 n. Chr. angesehen.
Die Rabenschlacht erzählt von der Ermordung der jungen Söhne des Hunnenkönigs Etzel während Dietrichs Eroberungskrieg in Italien. Aus dem Tod dieser beiden einzigen Thronfolger resultiert Dietrichs Verzweiflung, weil er sich bei Etzel und dessen Frau für den Schutz der Söhne in der Schlacht verbürgt hatte. Dieses Versprechen hat er nicht gehalten. Obwohl ihm Etzel und auch die Mutter der Söhne am Ende vergeben, fühlt sich der Dietrich der Rabenschlacht nach wie vor schuldig.
Zaimoglu/Senkel übernehmen diese Ereignisse als Vorgeschichte für ihren Dietrich, fügen dieser jedoch zusätzlich zu Dietrichs Schuldgefühlen noch ein weiteres Charakteristikum hinzu: Ihr Dietrich beschließt in dem Augenblick, als er vor den Leichen der Etzelssöhne steht, kein König mehr sein und auch nicht mehr (um seine Krone) kämpfen zu wollen: Wir morden und metzeln ohne Erbarmen. Wir gehen den falschen Weg. Ich breche den Feldzug ab. … Ich verzichte auf die Krone. (I,1)
In Hinblick auf die Gedanken Thomas Manns und Sigmund Freuds über Diplomatie, könnte der Eindruck entstehen, dass Dietrich sich hier auf die Seite des Geistes und der Zivilisation stellt. Denn den dunklen, mörderischen Mächten will er ja abschwören. Aber: Dietrich befindet sich schon mitten in einem Krieg, er ist Kriegspartei. Thomas Mann und Sigmund Freud denken dagegen an einen Zeitraum, der vor einem Kriegsausbruch liegt, in dem noch die Chance einer Kriegs- oder Gewaltvermeidung durch diplomatisch geprägtes Denken und Handeln gegeben ist. Dietrichs Krieg wurde zudem von ihm selbst begonnen, es handelt sich hier um einen Rückeroberungskrieg, durch den ein Unrecht, nämlich die Usurpation seines Reiches durch Ermanrich rückgängig gemacht werden sollte. Durch diesen Krieg sollte das Recht wieder hergestellt werden. Auf dieses Recht verzichtet Dietrich nun und liefert dadurch sein Volk dem Tyrannen Ermanrich aus, der es quälen und schinden wird. (Hildebrand I,3) Dietrich verweigert sich Hildebrands staatspolitisch relevanten Einwendungen gegenüber. Schon diese Anfangsszene lässt die Fragwürdigkeit von Dietrichs Wahrnehmungen und Entscheidungen erahnen.
Dietrich als Diplomat?
„Die Frage des Stücks ist: Kann man der Gewalt abschwören? Es handelt sich hier um die Geschichte eines Mannes, der als Friedensfürst wirken will, doch er muss sich mit der Welt, die er vorfindet, auseinandersetzen“,erklärt Zaimoglu.[27] Da der Titel des Stücks den Protagonisten als Diplomaten ankündigt, soll dessen Handeln nun auch mit den Maßstäben, die im ersten Teil dieser Untersuchung zur Diplomatie entwickelt wurden, verglichen werden.
Ist Dietrichs Verhalten geprägt vom `Hinsehen´, `Beobachten´ und `Analysieren´ von Personen und Situationen? Zeigt er ein Interesse an dem, was ihm begegnet?
Erkennt er die Absichten der Anderen, erkennt er deren Bedürfnisse, Zwänge und Werte?
Führt er Verhandlungen? Besitzt er die Kontrolle?
Zeichnet sich sein Verhalten durch ein kluges Taktieren und Berechnen aus?
Erreicht er am Ende seine Ziele? Diese Fragen berühren auch Dietrichs Umgang mit seinen inneren Konflikten.
Dietrich und Etzels Botschaft
Den Wormser Hof betritt Dietrich als „hoheitlicher Unterhändler“[28] im Auftrag König Etzels. Hier will er um die Königstochter Kriemhild als Frau für Etzel werben. Doch Dietrich ist kein unbefangener Unterhändler, wie es ein Diplomat sein sollte. Obwohl ihm Etzel die Schuld am Tod der Söhne vergeben habe, wie Dietrich zu Kriemhild sagt (II,8), quälen ihn weiterhin Schuldgefühle: Mich plagt die Schuld. (III,6) Diese Befangenheit beeinflusst seine Meinung über seinen Auftraggeber König Etzel. Denn den Burgunden gegenüber spricht Dietrich von Etzel als einem Freund und Friedensfürsten. (II,6) Die Burgunden können dies kaum glauben, schickt Etzel doch gerade eine Horde von Hunderttausend Hunnen durch unser Land (Gunter II,6), die Burgunds Osten verwüsten. Dietrich muss zugeben: Der Krieg steht vor Eurer Haustür, dem ist so. (II,6) Es wäre Etzels Krieg. Etzel würde Burgund in dem Moment den Krieg erklärten, in dem sich Kriemhild ihm verweigern würde. Dietrichs Botschaft an die Burgunden lautet demnach: Kriemhild – oder Krieg. Von Diplomatie ist ein solches Vorgehen weit entfernt, da es die andere Partei bedroht und ihr keine Wahl lässt. Es handelt sich hier um eine Erpressung. Dietrich erkennt diesen erpresserischen Charakter seiner Botschaft nicht. Er behauptet Giselher gegenüber sogar, dass Kriemhild frei entscheiden könne, welchen Schutz sie sich wünscht. (II,14)
Da ihm der Hunnenkönig den Tod seiner Söhne verziehen hat, sieht Dietrich in Etzel irrtümlicherweise einen Friedensfürsten und sich selbst als Folge davon als einen Friedensbringer, der durch eine Heiratsvermittlung eine Kriegsgefahr verhindern könnte. Eine Kriegsgefahr, die paradoxerweise von seinem eigenen Auftraggeber ausgeht. Die Burgunden staunen zu Recht über diese krude Logik.
Gunther sagt über Dietrich: Er glaubt daran, was er sagt. (II,7) Seine eigene Rolle als Friedensbringer hinterfragt Dietrich nicht, sondern stellt sich den Burgunden als ehrlichen Boten vor. (II,6)
Dietrichs innere Verfassung
Dietrichs Verhalten am Hof der Burgunden ist abhängig von seiner inneren Verfassung. Diese wird aus seiner Vorgeschichte, aus der seine Schuldgefühle stammen, und aus seinen Selbstaussagen deutlich.
Ich bin der Mund meines Herrn, sagt er zu Kriemhild (III,7).
Ich bin ein Krieger ohne Waffen. Ich bin nur nicht länger im Bann der Alten, die stechen und morden. (III,7)
Gernot gegenüber bekennt er: Mich plagt die Schuld. Es sollen andere Männer lieben und hassen. (II,6)
An Wittas Leiche stehend sagt er: Ich töte meinen Hunger. Ich töte meinen Willen. (III,14)
Und im Konflikt mit der Drud bekennt er: Mit Ketten umspannt ist mein Herz tief in der Brust. Wenn sie reißen, reißt meine Welt. (III,14)
Diese Selbstcharakterisierungen zeigen, wie zerrissen Dietrichs inneres Wesen ist.
Er spricht nicht für sich selbst, er versteckt sich hinter Etzel. Er versteht sich als ein „Krieger ohne Waffen“ und meint, sich mit diesem Paradox auf die Seite einer Modernität stellen zu können, die keine Gewalt mehr kennen würde.
Da er sich das Lieben und Hassen verbietet, eliminiert er seine stärksten Gefühle, er ist für diese nicht länger zugänglich und vermag es deshalb auch nicht, sie bei anderen Menschen wahrzunehmen.
Zudem tötet er sein eigenes Wollen ab. Sich selbst gegenüber ist er demnach auch als Nicht-Kämpfer weiterhin gewaltbereit.
Er fühlt, dass sein Herz als Sitz seiner Gefühle gefesselt ist. Er fürchtet sich davor, sollte diese Fessel reißen.
Dietrich ist befangen und belastet und von daher in seinem Denken und Handeln eingeschränkt. Schuldgefühle, seine unbedingte Hinwendung zum Pazifismus und eine starke Beschränkung seiner emotionalen Fähigkeiten prägen seine innere Verfassung. Doch dabei bleibt es nicht. Ein Geistwesen verfolgt und quält ihn, seitdem er sich als Brautwerber für König Etzel bei den Burgunden aufhält. All dies bedeutet, dass er in seiner Funktion als Diplomat essentieller Denk- und Handlungsfreiheiten beraubt ist. In dieser Verfassung betritt er in Worms „eine Welt von Vergeltung und Verrat“.[29]
Dietrich und die Burgunden
In Worms hat es Dietrich mit den „Helden der Kernfamilie“[30] aus dem Nibelungenlied zu tun. Gunther, Gernot, Giselher, Hagen, Brunhild und nicht zuletzt Kriemhild sind seine Ansprech- bzw. Verhandlungspartner bei seinem Anliegen, Kriemhild als Etzels Frau zu gewinnen.
Über diese Partner weiß er, dass Kriemhild vor kurzer Zeit Witwe wurde, weil ihr Mann Siegfried von ihrem Onkel Hagen und mit Billigung ihres Bruders, König Gunther, erschlagen wurde. Für alle unübersehbar liegt Siegfrieds Leiche immer noch blutend mitten im Burgsaal.
In dieser Ausgangssituation wäre es für einen Unterhändler angebracht, das Gesehene zu reflektieren und danach weitere Informationen über sein Gegenüber einzuholen. Denn Siegfrieds Leichnam ist ein Hinweis auf die Brutalität, die innerhalb dieser Königsfamilie möglich ist. Und ein Hinweis auf die seelische Verletzung, die Kriemhild durch diesen Mord an ihrem Mann von ihrer Familie zugefügt wurde und aus der nun Kriemhilds extreme Hassgefühle entspringen. Von Gernot kommt gleich bei Dietrichs Ankunft in Worms ein entscheidender Hinweis: Kein Engel kommt in unsere Nähe, weil wir vor Sünden stinken (II,7), sagt er in Anwesenheit aller.
Dennoch bleibt Dietrich unverdrossen bei seinem Werbeauftrag. Er stellt keine Fragen.
Die Burgunden gehen nach einer kurzen Beratung überraschend schnell auf Dietrichs Anliegen ein. Auch dies irritiert Dietrich nicht. Er erkennt nicht, dass den Burgunden Etzels Heiratswunsch sehr gelegen kommt, denn sie wollen Kriemhild vom Burgundenhof entfernen. Für die Burgunden ist Kriemhild ein lebender Vorwurf wegen des Mordes an Siegfried. Die Bedrohung der Hunnen an ihren Ostgrenzen spielt für ihre Entscheidung nur eine untergeordnete Rolle. Nur Kriemhild sträubt sich noch und erbittet Bedenkzeit.
Im Verlauf des Geschehens überhört und übersieht Dietrich noch weitere, für ihn als Unterhändler jedoch äußerst wichtige Informationen über seine Ansprechpartner, besonders diejenigen über Kriemhild und Brunhild. Giselher sagt zu ihm über seine Schwester: Sie hasst die Burgundersippe. (II,14) Gernot informiert Dietrich über beide Frauen: Brunhild brennt vor Hass auf uns Burgunder. Auch Kriemhild brennt vor Hass auf uns, ihre Sippe. Wir nahmen ihnen die Liebe. (III,6) All dies gibt Dietrich nicht zu denken. Denn Hass (und Liebe) sind ihm fremd. Er nimmt nur wahr, dass die Burgunden über ihn lachen. Man lacht auf dieser Burg über den Frieden, für den ich streite, sagt er zu Kriemhild.(III,7) Er fühlt sich missverstanden.
Die Burgunden durchschauen Dietrich und seine Mission. Hagen nennt sofort den Grund für Etzels Werbung um Kriemhild: In der Rabenschlacht verlor der König (Etzel) seine Erben. Er braucht eine Frau, die ihm viele gute Söhne gebärt. (II,7) Und damit nennt er auch schon den Grund, warum sich Dietrich in Etzels Dienst befindet: Der Bote, der vor uns steht … Es plagte ihn sein Gewissen, und er wollte nach seinen Seelenkämpfen nicht länger ein Kriegerkönig sein. (II,7) Hagen unterstellt Dietrich, dass dieser in seiner Friedensmission nur an sich denke: Ihr tarnt Euch schlecht, Bote von Bern. Ist es Etzel, der den Frieden wünscht? Nein, Ihr wünscht ihn um jeden Preis. Hat er Euch wirklich ausgesandt? Es geht Euch nicht um uns – und nicht um die Hunnen. Es geht Euch allein um Euer Seelenheil. (II,13)
Zu Gunther sagt Hagen: Der Bote von Bern ist kein Mann, der mir gefällt. Ihn treibt die Verzweiflung an, er hat keinen festen Stand. (III,1)
Hagen geht bei seiner Beurteilung Dietrichs von dessen Seelenlage aus. Aus seinen Beobachtungen und Analysen heraus ahnt Hagen, dass Dietrich inneren Konflikten ausgeliefert ist. Hagen vertraut Dietrich nicht.
Auch Kriemhild kann kein Vertrauen zu Dietrich entwickeln. Sie glaubt Dietrich nicht, weil sie – wie Hagen – egoistische Motive hinter Dietrichs Werbeauftrag vermutet: Ihr hofft auf Vergebung, wenn Ihr mich an seinen (Etzels) Hof führt. (II,8) Ich sollte mich vor Euch vorsehen, Dietrich von Bern. (II,8) Und: Streitet Ihr nicht eher für Euren eigenen Frieden als für Eures Königs Etzels Wohl? (III,7)
Die Burgunden geben Dietrich deutlich ihr Misstrauen zu erkennen. Um dieses Misstrauen zu beseitigen, verspricht er Dinge, die er nicht einhalten kann. Zu Gernot sagt er: Ich stifte kein Unheil in Burgund. Du hast mein Wort. (III,6) Kriemhild verspricht er: Meiner künftigen Königin erweis ich mich würdig. Seid gewiss. (III,8)
Schließlich wird er auch sich selbst gegenüber wortbrüchig. Was ich auf dem Schlachtfeld schwor, gilt für den Rest meiner Tage, versichert er Hildebrand und meint damit den Verzicht auf Gewalt. (III, 14) Doch als er Kriemhild töten will (III,16), wird dieser Schwur Lügen gestraft.
Kritischen Bemerkungen von burgundischer Seite weicht Dietrich aus. Er schweigt auf Gernots wiederholtes Fragen nach dem Geistwesen, das ihn begleitet (II,7 und III,6) sowie auf Gernots Vorwurf, Giselher im Kampf gegen Witta nicht geholfen und so dessen Tod billigend in Kauf genommen zu haben (III,6). Ungeduldig ruft ihm Gernot schließlich zu: Du schweigst? Bist du auserwählt? Hast du dich in deiner Heiligkeit ausgesondert? (III,6).
Als die Burgunden näheres über Dietrichs Begleiterin, die nur für Gernot sichtbar ist, wissen wollen, stellt sich Dietrich ahnungslos: Ich kam mit meinem Gefährten Hildebrand (II,7), sagt er wider besseres Wissen und verleugnet die Drud.
Kriemhilds Fragen nach seinem Verhältnis zu Etzel und dessen Frau weicht er aus: Ihr quält mich mit Eurer Frage. (II,7) Als er von Kriemhild auf eigene Wünsche angesprochen wird, antwortet er nicht, sondern fragt ohne eigentliches Interesse und ohne eine Antwort zu bekommen zurück: Was ist mit Euch? … Habt Ihr keine eigenen Wünsche? (III,8)
Während Kriemhilds Bedenkzeit nimmt Dietrich keinen Kontakt zu ihr auf. Sie ist es, die sich ihm nähert. Und er erschrickt vor ihr: Ihr seid vor Angst erbleicht, sagt Kriemhild zu ihm. Ich glaubte, einen Geist zu sehen, entgegnet er. (III,8)
Im Vergleich mit den anderen Akteuren spricht Dietrich wenig, und wenn, dann überwiegend mit Gernot. Mit Brunhild, der Königin am Hof, spricht er kein einziges Mal.
Dietrich und die Drud
„Die Komplikation kommt“[31], sagt Zaimoglu. Und sie kommt erst ganz am Schluss des Stücks. Dietrich möchte Kriemhild endlich zu einer Entscheidung bewegen und lockt sie mit einem lächerlich anmutenden Versprechen: Ein großes Fest an meines Königs Hof würde Euer Glück besiegeln (III,14). Durch dieses Angebot spürt die Drud, dass Dietrich nicht mehr länger auf Kriemhilds Antwort warten möchte. Nun mischt sie sich vehement in das Geschehen ein. Gewaltsam drängt die Drud Dietrich zu Kriemhild mit der Absicht, ihn zum Mord an Kriemhild zu bewegen. Es kommt zu einem Konflikt mit der Drud, dem Dietrich nicht ausweichen kann. Denn dieser Konflikt findet in seinem Innern statt. Auf der einen Seite steht die Drud mit ihrem Anliegen, eine Ehe ihres ehemaligen Mannes mit Kriemhild durch deren Ermordung zu verhindern und auf der anderen Seite wirkt Dietrichs Schwur, nie mehr töten zu wollen – und schon gar nicht im Auftrag einer Toten! (Dietrich III,14)
Hätte sich Dietrich der Drud gegenüber geöffnet und ihre Signale schon früher richtig gedeutet, wäre eine solche Eskalation der Situation vermeidbar gewesen. Denn mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln versuchte die Drud, Dietrich zu erreichen. So sang sie dem vor ihr fliehenden Dietrich ein Lied mit dem Titel: Running from the ghosts of the future past (III,6). Zu diesen Geistern, die in einer „gewesenen Zukunft“ leben, gehört sie selbst. Hätte Dietrich ihr zugehört, statt vor ihr davonzulaufen, hätte er Vertrauen zu ihr entwickeln können und gespürt, dass sie ihn nicht wegen des ungerächten Todes ihrer Söhne begleitet. Er hätte entscheidende Informationen über die Folgen einer Ehe Kriemhilds mit Etzel erfahren können.
In einer nordischen Kompilation der Dietrichsage aus dem 13. Jahrhundert, der Thidrekssaga,[32] warnt die sterbende Hunnenkönigin ihren Mann Etzel (Attila) persönlich:
Guter Herr, König Attila, nimm keine Frau aus Niflungenland und keine aus Aldrians Geschlecht. Tust du es doch, wirst du dafür büßen müssen. Nichts wird soviel Unheil über dich und deine Kinder bringen wie eine solche Heirat, wenn du sie eingehst.[33]
Im Nibelungenlied wird die schreckliche Erfüllung dieser Wahrsagung mit dem Untergang der Burgunden und der Hunnen geschildert. Im neuen Stück spielt das Motiv der warnenden Etzelfrau lediglich zur Charakterisierung der Drud eine Rolle.
Dietrichs Verhalten der Drud gegenüber besteht in einer Abwehr bis zum Schluss. Statt ihrer warnenden Stimme in seinem Innern zu lauschen, beschimpft er sie: Du bist ein böser Begleiter. Du bist ärger als ein schwarzer Hund mit grollender Kehle. Hast du Blutdurst? (…) Was willst Du von mir? Du schaust, als wolltest Du mich durch Blicke würgen und stechen. Ich fürchte mich vor dir. Vor welchem Unheil warnst Du mich? (…) Die Hölle heult aus Dir. (…) Plage mich nicht. Ich hab nicht die Macht. Was willst Du? (III,6) Immerhin kann er erkennen, dass die Drud will, dass ich Etzels Leben schütze. (III,6) Auf welchem Weg das geschehen könnte, sieht er nicht.
Der geistersichtige Gernot, der seine Frau im Kindbett verlor und der die Drud als einziger außer Dietrich sehen kann, gibt ihm einen Ratschlag für den Umgang mit inneren Kräften, der Freuds Empfehlung für den versöhnlichen Umgang mit Dämonen nahe kommt: Erschiene mir meine Frau als Geist, schmiegte ich mich an sie fest und fester, denn meine Liebe wäre stärker als meine Furcht. (III,6) Doch Dietrich wehrt ab: Der Geist, den du dir herbeisehnst, saugte alles Blut aus deinem Leib. (III,6)
Während für Dietrichs Einschätzung der Burgunden ein Zugang zu seinen Hassgefühlen hilfreich wäre, bräuchte er für ein Verstehen seiner inneren Stimme ein Gefühl der Liebe. Da er beide Emotionen aus seinem Leben verbannt hat, bleibt er in seiner Angst und Furcht eingeschlossen.
Anstatt sich ihr zu öffnen, zieht Dietrich es vor, die Drud zu vernichten. Selbst in dem Moment ihrer Auslöschung steht sie noch auf Dietrichs Seite und ruft ihm zu: Du wirst ewig leben durch deine kühne Tat. (III,14) Diese Tat wäre, Kriemhild umzubringen und dadurch eine Vernichtung des Hunnenvolks zu verhindern. Doch Dietrich versteht die Botschaft der Drud immer noch nicht. Nachdem er sich von dem Geistwesen befreit hat, fühlt er sich erleichtert: Es ist vorbei … Ich rang sie nieder. (III,15) Die Gräuel sind gebannt… Es ist alles zum Guten gewendet. (III,16) Doch damit er bewegt sich weiter in einem Irrtum.
Schließlich erklärt sich Kriemhild bereit, Etzels Heiratsangebot anzunehmen: Ich werde Königin an der Seite eines Kriegerkönigs (III,15). Da übernimmt Gernot die Rolle der Drud. Er warnt Dietrich vor der Schwester: Kriemhilds Hass ist unermesslich. … Bald besitzt sie mehr, als sie je besessen hat. … Sie stiftet neuen Krieg. Sie wird die Welt entzünden. (III,16)
Diese deutlichen Worte lassen Dietrich endlich die Gefahr erkennen, in die er Etzel und das Hunnenvolk durch Kriemhild stürzen würde: Ihr seid das Unheil für meinen König und sein Reich. … Tausende Krieger bringt ihr kraft Eurer Worte zu Fall. Und zu den umstehenden Brüdern sagt er: Sie hat unbändigen Hass im Herzen! (III,16) Er will sie töten. Keiner ihrer Brüder versucht, Kriemhild vor Dietrich zu schützen, nur Hildebrand will Dietrich zurückzuhalten. In diesem Moment wird Dietrich von Brunhild erstochen – und das Hunnenland durch diese Tat Brunhilds vor Kriemhilds Wüten bewahrt.
Brunhild als Inkarnation des Bösen gewinnt. Sie erweist sich als diejenige, die die Fäden die ganze Zeit über in der Hand hält. Von allen unbemerkt verfolgt sie in aller Heimlichkeit ihr Ziel, Burgund in der Zukunft durch Kriege zerstören zu lassen. Sie erreicht es, auch wenn sie selbst als Angehörige des Burgundenvolks dadurch ihr Leben verlieren wird.
Fazit Wie auf der Folie der ermittelnden Kriterien für diplomatisches Handeln zu zeigen war, kann Dietrich von Bern aufgrund seines defizienten, von den Autoren nachdrücklich konturierten Persönlichkeitsbildes und der Problematik seiner existentiellen Situation in der ihm übertragenen Funktion als Sendbote Etzels am Hof der Burgunden keine Diplomatie ausüben. Ihm fehlt die Fähigkeit des objektiven `Betrachtens´, so dass für ihn bereits das `Hinsehen´ als Voraussetzung für `Beobachten´ und `Analysieren´ nicht möglich ist. Er bemerkt nicht, in welcher Gesellschaft er sich befinde und hinterfragt seinen Auftrag, Kriemhild zu Etzel zu bringen, nicht. An den Absichten seiner Gegenüber zeigt er kein Interesse. Die Kontrolle über die jeweilige Lage liegt in ihren Händen. So bleibt er bis kurz vor Ende des Stücks in allen Situationen passiv und statisch, gefesselt in inneren Kämpfen und gelähmt nach außen.
Eine Bewältigung seiner inneren Konflikte gelingt Dietrich nicht auf friedlichem Weg. Dietrichs Abwehr, ein Resultat seiner Angst vor einer Bedrohung durch die Drud, machen einen Kontakt zu ihr unmöglich. Im Umgang mit sich selbst versagt er ebenso wie im Umgang mit den Burgunden.
Seine drei Ziele erreicht er nicht. Er wollte auf Gewalt verzichten und kampflos bleiben. Er wollte Kriemhild zu Etzel zu führen, und er wollte Burgund mit dieser Heiratsvermittlung den Frieden bringen. Am Ende tritt von allem das genaue Gegenteil ein und Dietrich selbst verliert durch eine Gewalttat sein Leben.
Auf der Suche nach einer befriedigenden Antwort auf die Frage, warum der Held des Stückes von Zaimoglu/Senkel zwar als Diplomat angekündigt wird, es in Wahrheit jedoch nicht ist, könnte auf einer anderen Ebene eine Lösung gefunden werden.
Am Ende der Aufführung erscheint auf der Bühnenleinwand ein überdimensional großes Auge[34], das in die Ränge der Zuschauer blickt – vielleicht mit einer Botschaft an das Publikum, selbst hinzuschauen, selbst zu prüfen, sich nichts vormachen zu lassen, zu hinterfragen, was man hört, sieht oder liest: Der Held, der als Diplomat angekündigt und eben auf der Bühne ermordet wurde, war in Wirklichkeit keiner.
Die Frage Zaimoglus, ob Gewalt zu vermeiden wäre, wird durch das Stück differenziert beantwortet. Im Umgang mit inneren Konflikten ist eine Gewaltfreiheit unbedingt notwendig, ganz im Sinne Sigmund Freuds, der ein Verstehen der widerstrebenden Kräfte im Innern empfiehlt, um eine Versöhnung mit ihnen zu ermöglichen. Gelingt diese Aussöhnung nicht, besteht die Gefahr, dass sich diese ungelösten Spannungen nach außen hin in Gewalttaten und Kriegen entladen, wie es Thomas Mann in seinem Brief an Samuel Fischer beschreibt und wie dies auch im aktuellen Stück anhand der Charaktere von Kriemhild, Brunhild und Dietrich gezeigt wird. Ist ein Krieg erst einmal ausgebrochen, würde eine von einer Partei praktizierte Gewaltlosigkeit eine Unterwerfung dieser Seite bedeuten. Im Stück wird ein solcher Prozess gleich im ersten Akt durch Dietrichs freiwilligen Verzicht auf Land und Krone veranschaulicht. Denn mit dieser Entscheidung überlässt er sein Volk einem Tyrannen.
Die Autoren Zaimoglu/Senkel führen ihren Dietrich von Bern zu den Burgunden in eine Sippe voller Verderbtheit. Von einer Zivilisiertheit sind die Burgunden weit entfernt, ein Krieg wird sie auslöschen. Der angeführte Brief Thomas Manns an Samuel Fischer könnte auch das Ende dieses Stücks – und nicht nur dasjenige von Thomas Manns eigenem Roman, dem Zauberberg – kommentieren. Denn Thomas Mann fährt in diesem Brief fort: „(…) in die Verkommenheit meines Zauberberges soll der Krieg von 1914 als Lösung hereinbrechen.“[35] Eine wie auch immer geartete Diplomatie wäre in beiden Dichtungen zu einer Zivilisierung der entgleisten Gesellschaften zwecklos.
[1] Feridun Zaimoglu, Günter Senkel: Der Diplomat. Nibelungen-Festspiele Worms 2024. Von den Autoren autorisierte Arbeitsfassung vom 17. Juni 2024
[2] Der Brief wurde zitiert nach Dieter Borchmeyer: Thomas Mann. Werk und Zeit. Berlin 2022, S. 619
[3] Sigmund Freud, zitiert nach Adolf Muschg: Psychoanalyse und Manipulation. In: Manfred Dierks (Hrsg.): Adolf Muschg. Frankfurt a.M. 1989, S. 296
[4] Von einer Berufsdiplomatie, in der man ein diplomatisches Vorgehen reflektiert, spricht die Diplomatieforschung erst ab Anfang des 17. Jahrhunderts. F. de Callière untersucht die Verhandlungspraxis auf Akteursebene im Jahr 1716 zum ersten Mal. Für die Zeit davor spricht die Diplomatieforschung von ad-hoc-Gesandtschaften. Vgl. Hillard von Thiessen: Idealtypus des frühneuzeitlichen Gesandtschaftswesens, in: Ders. u. Christian Windler (Hgg.): Akteure der Außenbeziehungen. Köln, Weimar, Wien 2010, S. 115, S. 474 und S. 477
[5] Diplomatie. In: Das Fremdwörterbuch. Duden. Bd. 5. Mannheim, Wien, Zürich 1982, S. 187
[6] Diplomatie. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. 2025
[7] Corina Bastian: Wann gelingen Verhandlungen? Impulse aus der praktischen Konfliktklärung für die Geschichtswissenschaft. In: Julia Gebke et al. (Hgg.): Das diplomatische Selbst in der frühen Neuzeit. Münster 2022. S.17-35, hier S. 20
[8] Lothar Bayer u. R. Bergius: Konflikt. In: Dorsch. Lexikon der Psychologie. Bern 2017, S. 921f.
[9] Die Kriterien für eine erfolgreiche Verhandlungsvorbereitung stammen aus Charles W. Thayer: Diplomat. Hamburg 1960, Kapitel 7: Theorie und Praxis, S. 128-144; vgl. auch Jan Eliasson: Was lässt uns in Verhandlungen und als Vermittler erfolgreich sein oder scheitern? In: Tobias Bunde, Benedikt Franke (Hgg.): Die Kunst der Diplomatie. Berlin 2022. S. 395-398
[10] Jacob und Wilhelm Grimm: Hinsehen. Deutsches Wörterbuch. Bd. IV,II. 1877, Sp. 1468, Z. 19
[11] Beobachten. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. 2025
[12] Jean-Claude Waquet: Vom Orator zum Diplomaten. In: Hillard von Thiessen u. Christian Windler (Hgg.): Akteure der Außenbeziehungen. Köln, Weimar, Wien 2010. S. 113-131, hier S. 123
[13] Lothar Bayer, Anm. 8, S. 922
[14] Bastian, wie Anm. 7, S. 20
[15] Bastian, wie Anm. 7, S. 30
[16] Bastian, wie Anm. 7, S. 17
[17] Waquet, wie Anm. 12, S. 122
[18] Waquet, ebd. S. 122
[19] Bastian, wie Anm. 7, S. 27
[20] Waquet, wie Anm. 12, S. 125
[21] Das Nibelungenlied. Mittelhochdeutscher Text und Übertragung. Hrsg. von Helmut Brackert. Frankfurt/Main 1971
[22] Elisabeth Lienert u. Dorit Wolter (Hgg.): Rabenschlacht und textgeschichtliche Ausgabe. Tübingen 2006
[23] Feridun Zaimoglu im Interview in Worms am 23. April 2024. Das Thema Diplomatie spielt seit Homers Odyssee (zwischen 1000 und 800 v. Chr.) in Dichtungen bis heute eine Rolle. Vgl. Thayer, Anm. 9, S. 136
[24] Feridun Zaimoglu im Telefoninterview am 8. März 2024
[25] Jan-Dirk Müller: Das Nibelungenlied, in: Interpretationen. Mittelhochdeutsche Romane und Heldenepen. Hrsg. von Horst Brunner. Stuttgart 1993, S. 146-172, hier S. 146
[26] Zaimoglu, wie Anm. 25
[27] Zaimoglu, wie Anm. 25
[28] Zaimoglu, ebd.
[29] Zaimoglu, ebd.
[30] Zaimoglu, ebd.
[31] Zaimoglu, ebd.
[32] Die Thidrekssaga oder Dietrich von Bern und die Niflungen. Übersetzt von Friedrich von der Hagen 1855. Neu hg. von Heinz Ritter-Schaumburg. Goar 1989
[33] Zitiert nach Michael Curschmann: Zur Wechselwirkung von Literatur und Sage. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Tübingen 1989, Bd. 111, S. 380-410, hier S. 389
[34] In der Textfassung steht als Anweisung für das Bühnenbild: „Aufbau des letzten Bildes mit den großen Augen“.
[35] Thomas Mann, wie Anm. 2
