Dr. Ellen Bender
Gewalttätigkeit ist ein aktuelles Thema der Gegenwart, wie der verbrecherische russische Krieg gegen die Ukraine und das Morden in Israel und Gaza zeigen.
Gewalt bis hin zum Völkermord wird immer hemmungsloser, unmenschlicher, anti-zivilisatorischer betrieben. Menschen werden enthauptet – wie die deutsche Shani Louk von den Hamas. Das ist radikalisierte und brutalisierte Gewalt.
Doch schon die Dramen der Antike strotzen nur so vor Mord und Totschlag. Konflikte wie die zwischen Juden und Römern wurden durch Gewalttätigkeit geregelt. So wurde Bar Kochba, der „Fürst Israels“ von Kaiser Hadrian geköpft (135 n. Chr.) Blut floss in Strömen von den Stufen des jüdischen Tempels in Jerusalem. Die kriegerischen Auseinandersetzungen in Palästina dauerten seit der Antike und setzten sich über das Mittelalter bis heute fort.
Die Grundkonflikte der Menschheit seien immer dieselben geblieben, meint Günter Senkel, Mitautor des Stücks ‚Der Diplomat‘ bei den Nibelungen-Festspielen 2024.[1] Es stellt sich die Frage, wie wir mit diesen Konflikten und mit der Gewalt umgehen. Feridun Zaimoglu äußert sich ebenfalls zum Stück ‚Der Diplomat‘: „Es wird in die Düsternis hineingehen“, und obwohl wir uns doch alle Frieden wünschen, lernt der Mensch nur nicht wirklich daraus. [2]
Wie wird Gewalt in Literatur und Theater dargestellt?
Schon vor über 800 Jahren erzählt das Nibelungenlied von Kriegszügen mit Raub und Plünderungen, von einem mit Gewalttätigkeit durchgeführten Brautwerbungsbetrug, vom Mord an Verwandten, vom abgetrennten Kopf eines Kindes, von einer zerstückelten Frau und schließlich vom Untergang eines ganzen Volkes.
„Si ersturben sît jæmerlîche“ heißt es am Anfang des Nibelungenliedes der Handschrift B (6,4) und nach 2379 Strophen, voll von Mord und Gewalt: „hie hât daz maere ein ende: daz ist der Nibelunge nôt“. Nur drei gebrochene Protagonisten überleben: Etzel, Dietrich, Hildebrand. Archaische Brutalität und Grausamkeit lassen die hôchgezîten, die schönen Feste der höfischen Welt, vergessen und walzen mit zerstörerischer Konsequenz alles platt. Wenn die Tötungsspirale an ihr Ende kommt, ist das Leid, die Not, grenzenlos und nicht zu begreifen.
Zur Definition von Gewalt
Gewalt bezeichnet die Verfügungsgewalt über Menschen und Güter. Gemäß historischer Anthropologie ist unter Gewalt jeder Angriff auf menschliche Grundbedürfnisse zu verstehen, Gewalttätigkeit ist absichtliche Verletzung menschlicher Körper.
Daniel Meßelken fragt, ob es eine ‚Gerechte Gewalt‘ gibt. [3] Das Spektrum dessen, was als Gewalt bezeichnet wird, reiche von paradigmatischen Fällen wie kriegerischen Konflikten und Terrorismus über Mord durch Erschlagen, über Vergewaltigung und Körperverletzungen bis hin zu Beispielen von sozialer, psychologischer oder verbaler Gewalt.
Gewalthandlungen werden als problematisch wahrgenommen, als etwas Abzulehnendes und moralisch Verwerfliches. [4] Teresa Koloma Beck und Klaus Schlichte stellen die Frage nach dem Verhältnis von Gewalt und sozialer Ordnung. [5] Die Autoren setzen ihren Fokus auf sozialwissenschaftliche Theorien.
Neben der Gewaltforschung im Allgemeinen gibt es auch Untersuchungen zur Darstellung von Gewalt in der mittelalterlichen Literatur. Elisabeth Lienert sieht den Gewaltbegriff mehrdeutig: Mittelhochdeutsch gewalt habe immer zwei Aspekte, bezeichne Macht und Gewalttätigkeit. Im Nibelungenlied gehe es bei der Ausübung von Gewalt in der Regel um Macht. [6]
Betrachten wir detailliert das Phänomen von Mord und Gewalt im Nibelungenlied.
1. Gewalt in Tier-Träumen
Bereits in den ersten Strophen wird der katastrophale Schluss des Nibelungenepos angekündigt. Die erste von vielen Vorausdeutungen packt der Dichter in Kriemhilds Falkentraum. Im Traum schlagen und zerfleischen zwei Adler den von Kriemhild abgerichteten Falken. Die Mutter Ute deutet den Traum: Der Falke stehe für den zukünftigen Mann Kriemhilds, der einen frühen Tod finden werde – eine düstere Vorhersage, mit der sie recht behalten sollte. Mit diesem traurigen Schicksal konfrontiert, lehnt Kriemhild die minne ab.
Schon in der ersten Aventiure des Liedes werden also auf Grund eines Traumes Mord und Gewalt thematisiert – wie auch in anderen Tier-Träumen des Epos: in Kriemhilds Traum von den zwei Wildschweinen, die Siegfried jagen und in Utes Traum von den toten Vögeln.
2. Prägung des jungen Ritters Siegfried auf Kampf und Gewalt
Die zweite Aventiure erzählt von Siegfried, seinem Heranwachsen, seiner Schwertleite, von der Erziehung des jungen Ritters und seiner Prägung auf Kampf.
Die feierliche Umgürtung der jungen Adeligen mit dem Schwert, der Waffe des Adels, war das Symbol für ihre Aufnahme in den Stand der Ritterschaft, jenes Kreises von Kriegern, die sich einem festen Kodex von Verhaltensmustern verschrieben hatten. „Das Rittertum war eine männlich geprägte Kultur, in dessen Zentrum das Kriegertum und die Herrschaftsausübung standen.“ [7]
Es war eine elitäre Gruppe, getragen durch ein Standesbewusstsein, das fundamental an die Ausübung von Gewalt gebunden war. Vielleicht war die Fähigkeit zur Gewalttätigkeit sogar der Kern der ritterlichen Identität. Das Schwert war ihr Symbol, und die Schwertleite signalisierte das Ende der Erziehung junger Adeliger. Die Ritterschaft war eine Kriegerelite. Die Verfügung über Gewalt verlieh den Kriegern nahezu uneingeschränkte Macht. Sie konnten sich nehmen, was sie wollten. Und genauso ist der Auftritt des Ritters Siegfried in Worms zu verstehen. Bei Siegfrieds Ankunft berichtet Hagen von der Gewalttätigkeit des Helden: Siegfried habe den Zwerg Alberich bezwungen und einen Drachen getötet. Und Hagen weiß noch mehr zu berichten, nämlich dass der junge Mann aus Niederlanden außer den beiden Söhnen König Nibelungs noch zwölf Riesen und siebenhundert Männer erschlagen habe (94).
In Worms angekommen vergisst Siegfried schnell das Motiv seiner Reise, die Erwerbung Kriemhilds und durchbricht das Begrüßungszeremoniell mit einer Kampfansage. Siegfried fordert König Gunther auf, mit ihm um die Herrschaft über Burgund zu kämpfen. Der junge Ritter ist auf Gewalt gebürstet. Damit bestätigt er das von Hagen entworfene Bild des vreislîchen recken, des furchterregenden Kämpfers. Doch gelingt es dem Königsbruder Gernot, Siegfrieds Kampfwut zu beschwichtigen. Gernot stiftet Frieden.
Auf Gewalttätigkeit und Mord treffen wir in der vierten Âventiure beim Angriffskrieg der Sachsen und Dänen.
Die Herrscher der Sachsen und Dänen, Liudeger und Liudegast, erklären den Burgundenkönigen den Krieg. Siegfried sagt Gunther seine Hilfe zu.
Das Nibelungenlied bringt eine eingehende und detaillierte Kriegsdarstellung in verschiedenen Phasen – mit Kriegserklärung, dem Zug zum Kriegsschauplatz, der Sicherung der Nachhut, Befehlsverteilung, Sondierung der Front, Einzelkampf zu Pferd und zu Fuß mit verschiedenen Waffen – und endet mit Verwundung, Gefangennahme und Tötung. Bemerkenswert sind die militärischen Fachausdrücke, die der Dichter einfügt wie scar (183,3: Truppe) und scarmeister (172,4: Führer einer Heeresabteilung), nâhhuote (178,4) und warte (179,2: spähendes Ausschauen; Vorpostendienst) und die vielen Details der mittelalterlichen Waffentechnik (214,1: schiltgespenge), die beschrieben werden. Das Heer der Angreifer ist dem der Wormser zahlenmäßig weit überlegen. Im Nibelungenlied treten vierzigtausend Sachsen und zwanzigtausend Dänen gegen ganze eintausend Burgunden an. Siegfried übernimmt die Führung und tritt als überragender Kämpfer auf. Er inspiziert als Späher die gegnerische Front. Bei seiner Besichtigung trifft er auf den Dänenkönig Liudegast, den er nach kurzem, aber hartem Kampf besiegt und gefangen nimmt.
188,1-4:
Mit drîen starken wunden die er dem künege sluoc
durch eine wîze brünne, diu was guot genuoc.
daz swert an sînen ecken brâht‘ ûz wunden bluot.
des muose der künec Liudegast haben trûrigen muot.
Siegfried besiegt auch den Sachsenkönig Liudeger, der sich in aussichtsloser Lage ergibt.
Fünfhundert wehrhafte Männer müssen als Gefangene den Marsch an den Rhein antreten. Erst das Siegesfest schließt die Kriegsereignisse ab; die Friedensbedingungen werden festgelegt.
3. Weibliche Gewalt
Gewalttätigkeiten werden in diesem Epos aber nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen ausgeübt, insbesondere von Kriemhild am Ende des Liedes. Und Brünhild wird zwar bei ihrer Vorstellung als edel (393), unmâzen schœne (417) und minneclîche (435) beschrieben. Doch als sie ihre überdimensionalen Kampfutensilien im Wettkampf gegen den Werber Gunther herbeiholen lässt (436), wird sie mit dem Attribut tiuveles wîp (438) bedacht.
Brünhild besticht durch weibliche Schönheit und jungfräuliche Stärke, sie erscheint anziehend und furchtbar zugleich durch ihre riesige Kraft. Der Kraftgürtel ist Zeichen ihrer Virginität. Drei Kampfspiele hat Brünhild als Bedingung ihrer minne gestellt: Speerwurf, Steinwurf und Weitsprung.
Die Werber, die ihren Anforderungen nicht genügen, lässt sie morden. Dennoch hat Gunther einen guten Grund, um sie zu werben: Sie ist die mächtigste Frau der Welt, was das politische Ansehen der Burgunden im Falle des Erfolges beträchtlich steigern würde. Die Ehe dient dem Machterwerb. Der König bittet um Siegfrieds Hilfe bei der Brautwerbung. Siegfried erklärt sich dazu bereit, Gunther auf seiner Werbungsfahrt zu unterstützen, aber er stellt seinerseits dafür die Bedingung: Er möchte für seine Dienste Kriemhild zur Frau haben. Gunther willigt ein, die Abmachung wird eidlich bekräftigt. Durch Magie, Tarnung und Täuschung gelingt der Werbungsbetrug der Männer. Es kommt zur Doppelhochzeit der beiden Könige in Worms.
Brünhild kann aber nur den minnen, der sie besiegt. Das gelingt Gunther in der ersten Hochzeitsnacht nicht. Die Königin hängt ihren Ehemann gewaltsam wie ein unbrauchbar gewordenes Kleidungsstück an den Nagel!
4. Gewalt gegen Frauen
In der zweiten Brautnacht in Worms wird Brünhilds jungfräuliche Stärke von Siegfried und Gunther durch körperliche Misshandlung und sexuelle Vergewaltigung gebrochen. Nach dem Verlust ihrer Kraft erscheint Brünhild angepasst an die Rolle der Königin, die ihre Macht aus der ihres Mannes Gunther ableitet.
Damit ist das Thema der gesellschaftlichen Stellung der Könige aber nicht beendet. Brünhild erhebt Anspruch auf Siegfried als ihren eigenman, also Dienstmann -, denn als ein solcher habe er sich ihr auf Isenstein vorgestellt. Kriemhild macht beim Frauenstreit hingegen deutlich, dass Siegfried nicht zum Dienst verpflichtet ist. Brünhild wiederholt öffentlich gegenüber Kriemhild den Vorwurf der unfreien Dienerin, der eigendiu (838,4). Da schleudert ihr Kriemhild einen unwahren, aber vernichtenden Trumpf entgegen: „wie möhte mannes kebse werden immer küneges wîp?“ (839,4): „Wie hätte die Beischläferin eines Unfreien je die Frau des Königs werden können?“ Sie bezeichnet also Brünhild als kebse (Hure), denn Siegfried, der doch unfrei sei, habe sie zuerst geliebt. Die Kebsenbeschimpfung bedeutet eine Beleidigung der Königin. Die tief getroffene Brünhild weint und verlangt die Wiederherstellung ihres öffentlichen Ansehens. Gunther, unter dessen Schutz sie steht, muss für sie Anklage gegen Siegfried erheben.
Gunther lädt Siegfried vor das Königsgericht (855) und bringt die Klage vor (857). Da Brünhild die Frage nach der Wahrheit nicht gestellt hat, kann Gunther von Siegfried fordern, lediglich zu beeiden, dass er sich nicht der Defloration der Königin gerühmt habe. Siegfried erklärt sich sofort zum ‚unverfänglichen‘ Eid bereit (858 f.) und hebt die Hand zum Schwur (860,1). Gunther aber bricht das Verfahren ab und spricht ihn frei (860, 2-4). Schnell herrscht wieder Einverständnis zwischen den beiden Rittern: „dô sâhen zuo z’ein ander die guoten ritter gemeit.“ (861,4): „Da blickten einander die edlen, stattlichen Ritter ‚in stillem Einvernehmen‘ an.“ [8] Es liegt wohl ganz im Interesse der Männer, ihr betrügerisches und gewalttätiges Vorgehen geheim zu halten.
Es handelt sich um ein unzulängliches Gerichtsverfahren. Der burgundischen Königin musste an einer von Siegfried beeideten Beseitigung des Verdachts gelegen sein. Der Herrscher aber verzichtet auf ausreichende Genugtuung für seine Frau.
Brünhild trifft sich mit Hagen, und dieser konspiriert in einer geheimen Zusammenkunft mit Gunthers Brüdern und Männern des burgundischen Hofstaates, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen: die Vernichtung des Beleidigers der Königin.
5. Siegfrieds Gewalttätigkeit und Züchtigung
Der Konflikt verlagert sich auf die konkret körperliche Handlungsebene: Siegfried kündigt die Bestrafung seiner Frau an, er will sie züchtigen. Er nimmt sich das Recht heraus, ihr mit Gewalt ‚angemessenes‘ Verhalten beizubringen.
862,1-4:
„Man sol sô vrouwen ziehen“, sprach Sîfrit der degen,
„daz si üppeclîche sprüche lâzen under wegen.
verbiut ez dînem wîbe, der mînen tuon ich sam.
ir grôzen ungefüege ich mich waerlîche scham.“
„Man soll Frauen so erziehen“, fuhr Siegfried, der Held, fort,
„dass sie übermütiges Gerede bleiben lassen.
Verbiet‘ es Deiner Frau! Ich verbiete es der meinen.
Wahrlich, ich schäme mich für ihre Ungezogenheit.“
Die üppeclîchen sprüche seiner Frau macht er verächtlich; sie habe ungefüege, ‚ungezogen‘, gehandelt. Siegfrieds Schelte an Kriemhild deckt den Zusammenhang zwischen Sprache und Gewalt auf: Durch physische Gewalt bringt er sie zum Schweigen, macht er sie mundtot. Sie wird von Siegfried zerblouwen (894,2). Sein zorn ist Ausdruck der Gewaltbereitschaft.
Die körperliche Züchtigung der Frau wird als selbstverständliches Recht des Mannes angesehen. Die zeitgenössische soziale und ökonomische Wirklichkeit, die dem Mann patriarchalische Dominanz zugesteht, tritt in der mittelalterlichen Literatur häufig durch Beispiele sexueller Nötigung und Züchtigung zu Tage. Hinter der höfischen Fassade begegnet uns hausherrliche Gewalttätigkeit. Der Ehemann verfügt über den Körper der Frau. Kriemhild wird mit Schlägen für ihr ‚Gerede‘ bestraft. Das Verprügeln Kriemhilds deckt sich zweifellos mit Siegfrieds Gewaltanwendung Brünhild gegenüber. Für Siegfried ist die Züchtigung von Frauen ein konsequenter Ausdruck seiner patriarchalen Denk- und Verhaltensweise.[9]
Sowohl Brünhild als auch Kriemhild werden im Nibelungenlied durch Gewalttätigkeit, körperliche und verbale Züchtigungen ihren Männern unterworfen und widersetzen sich diesen physischen Machtdemonstrationen nicht. Es liegt ganz im Interesse männlicher Machterhaltung, wenn Gunthers Niederlage in der Brautnacht und Siegfrieds gewaltsamer Betrug an Brünhild geheim gehalten werden.
Die Entehrung der burgundischen Königin kann aber nicht rückgängig gemacht werden. Nach einer so schweren Kränkung fordert Brünhild die Bestrafung des Beleidigers ihrer êre. Die Ehre der Königin ist durch Siegfrieds Weiterleben in Frage gestellt. Für ihre Rache bedient sich Brünhild männlicher Gewalt: Fortan betreibt Hagen als Repräsentant der Wormser Ordnung die Wiederherstellung des Ansehens des burgundischen Königshauses
6. Siegfrieds Ermordung
Das Weinen der burgundischen Königin hat Hagen auf den Plan gerufen. Er verlangt nach deutlicher Vergeltung. Er setzt Gewalt ein: Für Hagen lassen sich Konflikte nur über körperliche Gewalt aus der Welt schaffen. [10] Siegfried muss sterben! Nach und nach gelingt es Hagen, Gunther von dem Mordplan zu überzeugen. Der Herrscher kann die durch Hagen insistierte Forderung des burgundischen Hofes nicht ignorieren und stimmt letztlich der coniuratio, der Verschwörung und Intrige zu.
Hagen mordet hinterrücks.
Unter dem Vorwand, er wolle Siegfried auf dem Schlachtfeld beschützen, entlockt Hagen Kriemhild das Geheimnis von Siegfrieds verwundbarer Stelle. Bei einem Jagdausflug im Odenwald räumt Hagen die Waffen Siegfrieds, als er an einer Quelle trinkt, beiseite und durchstößt heimtückisch mit einem Speer von hinten das Kreuz, das Kriemhild auf das Gewand gestickt hat. – Für Hagen ist die Rache am Beleidiger der Ehre seiner Königin existenznotwendig. Außerdem räumt er mit der Ermordung Siegfrieds einen Rivalen um die Macht aus dem Weg.
7. Hagens Mordtaten und Kriemhilds Gewaltexzess
Kriemhilds Rache für die Ermordung Siegfrieds ist der entscheidende Auslöser der Gewalt im zweiten Teil des Epos. Die Witwe heiratet den Hunnenkönig, um sich an Hagen und ihren Brüdern zu rächen. Ihre mörderische Politik beginnt mit der Einladung der Burgunden an den Etzelhof. Beim Zug der Burgunden zu König Etzel übernimmt Hagen die Führung, obwohl er alle davor warnt, ins Hunnenland zu reisen, weil er die Rache Kriemhilds befürchtet, aber aus Treue zu seinem König dann doch mitreist. Als der Zug am zwölften Morgen die Hochwasser führende Donau erreicht, entdeckt Hagen auf der Suche nach einem Fährmann die weissagenden Frauen. Er erfährt die tödliche Wahrheit über das Ende der Reise. Er schlägt dem Fährmann, der die Burgunden nicht über die Donau setzen will, brutal den Kopf ab und wirft ihn in den Strom. Er zerstört das Boot des Fährmanns und zeigt damit: Es wird keine Rückkehr geben! Das ist Treue zum eigenen Schicksal. Hagen bleibt sich selbst treu. Den Angriff der bayrischen Markgrafen Gelfrat und Else, die ihren toten Fährmann rächen wollen, wehrt er blutig mit seinem Schwert ab: Das Schwert ist für Hagen Symbol für ‚rechte‘ Gewalt!
Der in atemberaubender Manier über zwölf Âventiuren erzählte Untergang der Burgunden am Hunnenhof startet und endet mit der Konfrontation von Mörder und Rächerin. Kriemhild provoziert eine Konfrontation mit Hagen und dem Spielmann Volker, als die beiden, auf einer Bank vor Etzels Palas sitzend, der Königin den Gruß verwehren. Die Hunnenkönigin tritt Hagen entgegen, er weigert sich, ihr die gebührende Ehre zu erweisen und steht nicht vor ihr auf. Auf seinen Knien liegt provozierend Siegfrieds Schwert Balmung. Offen gibt er zu: Ja, er habe Siegfried ermordet. Als die Königin die sie begleitenden Hunnen zum Kampf auffordert, ziehen diese sich voller Angst vor Hagen zurück.
Hagen und Volker übernehmen die Nachtwache.
Am nächsten Morgen zeigt sich Etzel verwundert, als er bemerkt, dass die Burgunden bewaffnet zum Münster ziehen. Er bietet ihnen an: „ich solz iu gerne büezen“ (1862,1), „ich werde ihnen gerne Genugtuung verschaffen, die sie für richtig halten.“ Er ist, ganz Herrscher, seinen Gästen wohl gesonnen. Sein Auftritt ist dem Anliegen der Schlichtung verpflichtet.
Danach wird auf Volkers Rat hin ein Turnier veranstaltet, bei dem Volker vor den Augen des Herrscherpaares einen eitel herausgeputzten Hunnen tötet (1889 ff.) Auch hier betätigt sich Etzel als Schlichter. Er beschwichtigt seine Leute, um die Gastfreundschaft zu wahren. – Aber man ist nicht friedenswillig!
Kriemhild kauft sich Blödel, den Bruder des Hunnenkönigs Etzel: Mit der Aussicht auf Reichtümer und eine schöne Witwe überredet sie ihn, für sie in den Kampf zu ziehen. Während des Festbanketts zu Ehren der Gäste überfällt Blödel mit tausend Hunnen die Herberge, in der Dankwart und die burgundischen Knappen zu Tisch sitzen. Die Gewalt eskaliert. Unzählige Leichen pflastern Dankwarts Rückzug, als er blutüberströmt in den Festsaal stürzt und den Tod der Knappen herausschreit. Damit hat der Nibelungendichter eine Situation geschaffen, in der es nicht mehr gelingt, zum Frieden zurückzukehren.
Kriemhild hat Etzels Sohn Ortlieb an die Festtafel bringen lassen. Etzel berichtet voller Stolz über seinen Sohn und schmiedet Zukunftspläne. Hagen erhebt sich und spricht.
1960,1-4:
„Ich hân vernomen lange von Kriemhilde sagen,
daz si ir herzeleide wolde niht vertragen.
nu trinken wir die minne unde gelten’s küneges wîn.
der junge vogt der Hiunen, der muoz der aller êrste sîn.“
„Ich habe schon lange über Kriemhild sagen hören,
dass sie ihr Herzeleid nicht verwinden kann.
Nun trinken wir auf das Gedächtnis der Toten und bringen den Wein des Königs dazu als Opfer dar.
Dem jungen Vogt der Hunnen gilt der erste Trunk.“
minne trinken (minne im Sinne von Erinnerung, Gedächtnis) ist ein Gedächtnistrunk; Minnetrinken ist in seiner pervertierten Metaphorik Anlass für eine Todesszene: Der Trunk gilt der Erinnerung an Siegfried, auf den Hagen in den ersten beiden Versen anspielt; der vierte Vers gilt Ortlieb. Das Freundschaftsritual des Minnetrinkens pervertiert in der Enthauptung Ortliebs zum Racheritual. Hagen enthauptet das kleine Kind. Der Kindskopf fliegt durch die Luft, so dass er im Schoß seines Vaters (in Handschrift B) bzw. seiner Mutter (in Handschrift C) landet. Mit diesem Mord setzt der Tronjer das große Schlachten in Gang.
Etzel wäre nun persönlich zur Blutrache verpflichtet, tut jedoch, gelähmt vor Entsetzen, nichts! Gunther und seine Verwandten töten im Saal alles, was ihnen in die Quere kommt. Volker wütet durch die hunnischen Reihen und spielt mit seiner Fiedel zum Totentanz auf. Dietrich von Bern brüllt. Durch seine Stimmgewalt gelingt es ihm, den erbitterten Streit im Saal zu unterbrechen und sich selbst und seine Gefolgsleute zu retten: Gunther gewährt ihm freien Abzug. Schützend führt der Berner auch das Königspaar hinaus. Daraufhin töten Gunther und seine Getreuen alle Hunnen im Saal.
Iring, der Markgraf von Thüringen, startet einen Angriff auf Kriemhilds ärgsten Feind Hagen, dem er eine Verletzung beibringt, was ihm auch das Lob der Königin verschafft. Iring läuft zu einem zweiten Angriff los, den Hagen grausam retourniert: Er greift sich den zu seinen Füßen liegenden Speer und wirft ihn nach Iring, so dass das Geschoss in dessen Kopf stecken bleibt. Volker erschlägt Irnfried, Hagen Hawart, und das Blut strömt durch die Abflusslöcher der Palasmauer in die Rinnsteine. Immer wieder neue Kämpfer rekrutieren die Hunnen: Zwanzigtausend Krieger greifen auf Befehl des Königspaares die Nibelungen erneut an. Doch auch dieser Angriff wird abgewehrt.
Gegen Abend versuchen die kampfesmüden Burgunden mit den Gegnern zu verhandeln. Kriemhilds Bruder Gernot fleht, wenigstens im Freien kämpfen zu dürfen, damit das Ende schneller komme (2096f.). Kriemhild verweigert diese Bitte mit dem Hinweis, dadurch kühlten die Rüstungen der Burgunden schneller ab und sie hätten bessere Bedingungen. Perfide ist ihr Vorschlag: Wenn die Burgunden ihr Hagen auslieferten, so wolle sie die Möglichkeit nicht ausschließen, dass sie danach ihren Brüdern das Leben schenke. 2104,1-4:
„Welt ir mir Hagenen einen ze gîsel geben,
sone wil ich niht versprechen, ich welle iuch lâzen leben,
wande ir sît mîne bruoder unde einer muoter kint:
sô red ich ez nâch der suone mit disen helden, die hie sint.“
„Wollt ihr mir Hagen als Geisel ausliefern,
so will ich nicht ausschließen, dass ich euch am Leben lasse,
denn ihr seid meine Brüder, und wir sind Kinder derselben Mutter.
Dann bewege ich diese Recken hier zum Frieden.“ Aber die Fürsten wollen sich nicht von ihrem Lehnsmann trennen. Sie schwören sich gegenseitige Treue: Das ist die Verpflichtung des Vasallenvertrages und der Loyalität bis in den Tod.
Mit der Verweigerung ihrer Bedingung sieht sich Kriemhild provoziert, Etzels Palas in Brand zu setzen. Ihre Rache stiftet den totalen Krieg. Grausig ist die Saalbrandbeschreibung: Die Burgunden werden in eine Halle getrieben, die Kriemhild an allen Ecken in Brand stecken lässt. Die Burgunden drängen sich gegen die Wände und halten ihre Schilde über den Kopf, um sich vor den herabstürzenden, brennenden Deckenbalken zu schützen. So überleben sie. Die Hitze hat sie durstig gemacht. Sie trinken das Blut der (eigenen) Toten, und Hagen sagt, es sei köstlicher als Wein! Die Gäste kapitulieren nicht, obwohl sie wissen, dass sie sterben werden. Ein neuer Angriff von zwölfhundert Hunnenkriegern wird trotzig abgeschlagen.
Der Weg in den Untergang geht also weiter. Der dritte Tag läutet die Runde der großen Krieger ein, die Nibelungen müssen jetzt gegen ihre Freunde antreten.
Von Seiten eines Hunnen trägt Markgraf Rüdiger seine bisherige Neutralität den Vorwurf der Feigheit ein, da er angesichts der großen Macht, die Etzel ihm gegeben hat, doch verpflichtet sei, für diesen zu kämpfen. Der Hunne sagt dies direkt zu Kriemhild. Erzürnt schlägt Rüdiger den Hunnen mit einem Schwerthieb tot. Etzel und Kriemhild fordern die Erfüllung der Lehnspflicht und der geleisteten Eide. Bei dieser Unterredung knien sie vor Rüdiger nieder. Eine solche Geste der Selbsterniedrigung des Ranghöheren war auch in der realen zeitgenössischen Kommunikation durchaus bekannt: Man denke hier an den Fußfall Barbarossas vor Heinrich dem Löwen beim Italienzug in Chiavenna 1176. – Es ist letztlich der Eid bei der Werbung um Kriemhild in Worms, der Rüdiger in den Kampf gegen seine Verwandten, Freunde und Schutzbefohlenen zwingt. Dies unterstreicht auch die von Kriemhild systematisch geplante Rache: Der Mord an ihrem Gatten Siegfried legitimiere die Blutrache, die sie Rüdiger seinerzeit schwören ließ.
Am Ende geht es hinein in die Düsternis des sich grausam und blutig vollziehenden Untergangs des Volkes der Nibelungen. Etzel und Kriemhild entlassen Rüdiger nicht aus seinen Verpflichtungen. König Gernot wird gegen ihn antreten, und beide erschlagen sich gegenseitig. Alle Krieger des Markgrafen fallen.
Das exzessive gegenseitige Totschlagen findet kein Ende. Der Tod Rüdigers fordert das Eingreifen der Dietrichhelden heraus. Der Streit entsteht aus der Weigerung der Burgunden, Rüdigers Leiche herauszugeben. Besonders Wolfhart von den Amelungen tut sich hervor mit seiner blindwütenden Gewalt; er stachelt das Morden an. Volker erschlägt Sigestab, daraufhin tötet Hildebrand Volker, Dankwart fällt durch Helfrich, Giselher und Wolfhart bringen sich gegenseitig um. Von den Burgunden bleiben nur Gunther und Hagen am Leben und von den Amelungen Hildebrand, der allein zu Dietrich, seinem Herrn, zurückkehrt.
Nach dem Tod der Getreuen muss Dietrich von Bern in die furchtbare Auseinandersetzung eingreifen, er legt sich die Rüstung an und zieht in den Kampf. Selbst in dieser Spätphase macht Dietrich König Gunther noch ein Angebot: „Ergib dich mir zusammen mit deinem Gefolgsmann. Ich werde dich dann schützen, so gut ich kann. Ich gebe euch mein Wort und verspreche in die Hand, dass ich mit euch in euer Land reite. Ich gebe euch Geleit, wie es die Ehre fordert oder ich sterbe….“ (2340,1-4). Dietrich möchte eigentlich Gewalt vermeiden und fordert beide Nibelungen auf, sich zu ergeben; noch einmal zeigt er seinen Friedenswillen und seine Achtung vor den Gegnern. Es ist Hagen, der dieses Angebot ablehnt mit dem Argument, sich zu ergeben zieme sich für ihn und Gunther nicht.
Die gängigen (Konflikt-)Regeln bieten keine Lösung mehr. Hagen kämpft gegen Dietrich, um seinen König zu schützen. Dietrich vermag den Tronjer zu bändigen, fesselt ihn und übergibt ihn Kriemhild mit der ausdrücklichen Anweisung, sein Leben zu schonen. Dietrich überwältigt auch König Gunther, der von Hagen getrennt gefangengenommen wird.
Mit der Konfrontation zwischen Mörder und Rächerin schließt sich der Kreis. Kriemhild verlangt von Hagen die Rückgabe des Hortes, in diesem Falle könne er unversehrt nach Worms zurückkehren. Doch Hagen verweist auf seinen Eid, nichts über den Verbleib des Hortes zu sagen, solange einer der Könige am Leben sei. Daraufhin lässt sie ihren Bruder töten. Gunther wird enthauptet. Kriemhild trägt seinen Kopf an den Haaren herbei und präsentiert ihn Hagen. Er verrät den Schatz nicht; dass er allein den Ort nun wisse und sonst niemand auf der Welt, ist sein letzter Trumpf. Kriemhild zieht Siegfrieds Schwert aus der Scheide und vollzieht mit Balmung ihre Rache an Hagen. Sie schlägt ihm eigenhändig den Kopf ab.
Die Konsequenzen der Rache treffen schließlich die Rächerin selbst. Hildebrand führt den Vergeltungsschlag aus. – Etzel, Dietrich und Hildebrand sind die einzigen Überlebenden des Massakers. Ihnen bleiben nur Weinen und Klagen. Und mit ihrer Trauer endet das Lied.
Schluss: triuwe und râche als existenzielle Notwendigkeit
Berge von Leichen, Ströme von Blut, fragmentierte Körper, zerstörte Hallen, eine vollständig vernichtete Gesellschaft und weinende Helden, das ist alles, was im Nibelungenlied übrig bleibt von einer Gewalttätigkeit, die vor niemandem und nichts Halt macht. Menschenleben bedeuten nichts: Ohne Trost, ohne Perspektive, ohne Hoffnung. Ratlos lässt das Lied die Rezipienten zurück. Christliches Gedankengut wie Reue, Einsicht, Schuldanerkenntnis, also Vergebung, Verzeihung, sei es im weltanschaulichen oder im soziopolitischen Bereich, sucht man in diesem Inferno vergebens. Den Menschen fehlt ein positives Ziel. Christliches wird nicht verinnerlicht, ist nur als Bestandteil des höfischen Alltags gegenwärtig, sogar beim Gottesdienst trägt man das Schwert!
Die Spirale der Gewalt verselbständigt sich im Nibelungenlied, da der Konflikt nicht durch Einlenken und durch eine Genugtuungsleistung geregelt wird. Bis schließlich die entmenschlichte Kriemhild die Gewaltspirale „an ein ende“ (2369,1) bringt.
Eine Katastrophen-Erklärung entzieht sich dem Diskurs und kann nicht befriedet werden. Frieden kann nicht gestiftet werden, auch nicht durch die Intervention Dietrichs von Bern, weil die Protagonisten des Epos auf ihrer sozialen Identität insistieren, für Hagen ist das die triuwe als Lehnstreue und Treue zum eigenen Schicksal, für Kriemhild ist es die Rache; und diese Identität behaupten beide als existenzielle Not, die nicht verhandelbar ist: „daz ist der Nibelunge nôt“ (2379,4). nôt (mhdt.) ist Drangsal, Mühe, Kampfnot, ist Nötigung, ist Notwendigkeit: Gewalt wird hier in gewisser Weise zur Notwendigkeit erklärt als eine gewalttätige De-Humanisierung und Entzivilisierung der Gesellschaft.
Gewalt und Mord sind nicht ordnungsstiftend, sondern destruktiv. Die Gesellschaftskritik des Nibelungenliedes besteht in der Auflösung der ordo, der Ordnungsgarantien der hier entworfenen Welt. Das Nibelungenlied verarbeitet allerdings das Trauma der Katastrophe, indem es das Geschehen und seine Folgen, den Verlust der ordo, in der dem Epos folgenden Klagedichtung dennoch ordnend erzählt, aber auch die Grenzen einer möglichen Sinnstiftung schmerzhaft sichtbar macht.
[1] Johannes Götzen, Ein Diplomat und König ohne Krone, in: Wormser Zeitung vom 06.12.2023, S. 11
[2] A.a.O.
[3] Daniel Meßelken, Gerechte Gewalt? Zum Begriff interpersonaler Gewalt und ihrer moralischen Bewertung, Paderborn, 2012
[4] So Jan Philipp Reemtsma, Vertrauen und Gewalt. Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne, Hamburger Edition, 2013
[5] Teresa Koloma Beck und Klaus Schlichte, Theorien der Gewalt zur Einführung, Hamburg: Junius, 2014
[6] Elisabeth Lienert, Gender Studies, Gewalt und das ‚Nibelungenlied‘, in: Gerold Bönnen und Volker Gallé (Hrsg.), Der Mord und die Klage. Das Nibelungenlied und die Kulturen der Gewalt, Dokumentation des vierten Symposiums der Nibelungenliedgesellschaft Worms e.V., vom 11. bis 13. Oktober 2002, S. 145 – 162 (S. 146)
[7] Christoph Mauntel, Prägung auf Kampf. Die Erziehung des ritterlichen Adels, in: Gerd Althoff u.a. (Hrsg.), Krieg im Mittelalter, Darmstadt 2017 (Sonderband), S. 27-36 (S. 28)
[8] U. Schulze, Das Nibelungenlied nach der Handschrift C der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe. Mittelhochdeutsch und Neuhochdeutsch, hrsg. und übersetzt von Ursula Schulze, Düsseldorf und Zürich 2005, S. 283 (zu Strophe 869)
[9] Aber trotz aller Hinweise auf ein übermütiges Verhalten Siegfrieds tangiert sein Zornesausbruch ihre Liebe nicht. Siegfried selbst bezeichnet Kriemhild als seine triutinne, seine Geliebte (919,1; 923,1). – Umgekehrt ist für Kriemhild ihr Lebensglück auf Siegfried ausgerichtet, den einzigartigen Helden, der über seinen Tod hinaus ihr ganzes Leben beherrscht.
[10] Claudia Brinker-von der Heyde, Hagen – vâlant oder trost der Nibelungen? Zur Unerträglichkeit ambivalenter Gewalt im ‚Nibelungenlied‘ und ihrer Bewältigung in der ‚Klage‘, in: Gerold Bönnen und Volker Gallé (Hrsg.), Der Mord und die Klage, a.a.O., S. 122 – 144 (S. 125)
Anmerkung: Bei diesem Vortrag handelt es sich um eine Version des Vortrages „“Si ersturben sît jæmerlîche“: Gewalttätigkeit und Ermordung im Nibelungenlied“ von Frau Dr. Ellen Bender – gehalten am 18. April 2024 in der Akademie Meran.
