AKTUELL
Das rekonstruierte Burginatiumtor im Archäologischen Park in Xanten / Quelle: Andy1982 / wikimedia commons

18.2.2018
Pressemitteilung
Nibelungenfestspiele auf richtigem Kurs

Die Nibelungenliedgesellschaft wurde vor zwanzig Jahren bewusst im Vorfeld der Nibelungenfestspiele gegründet. Ihre Aufgabe war und ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem hochmittelalterlichen Epos und seiner Rezeption bis in die Gegenwart, die Vermittlung dieser Inhalte an ein interessiertes Publikum sowie die Förderung des nibelungischen Kulturprofils in Worms und hier vor allem des Nibelungenmuseums und der Nibelungenfestspiele. Die erste Tagung im Herbst 1998 hat sich der Rezeption des Stoffs gewidmet und dabei vor allem den nationalistischen Missbrauch, auch vor Ort in Worms, aufgearbeitet. Das ist bis heute ein wichtiges Thema bei zehn wissenschaftlichen Tagungen, die alle mit Tagungsbänden dokumentiert sind, und Dutzenden von Vorträgen, u.a. während der Festspiele, sowie bei vielen künstlerischen Vermittlungsprogrammen gewesen. Aber ebenso wichtig wie die Beschäftigung mit der Rezeption, war immer auch die Vermittlung des Epos aus der Stauferzeit bis hin zu Sprachkursen in Mittelhochdeutsch. Dabei wurde stets deutlich, dass es eine Schnapsidee des deutschen Nationalismus war, ausgerechnet ein Epos, das zeigt, wie man es nicht machen soll und sich durch Gewalt und Verrat selbst in den Untergang bringt, zum Nationalepos machen zu wollen. Auch heute noch kann der Stoff der Gesellschaft den Spiegel vorhalten und warnen vor persönlichem und völkischem Größenwahn. Das ist es, was alle Festspielinszenierungen seit 2002 in unterschiedlicher Weise versucht haben, sei es die erfolglose Rebellion von Kriemhild und Giselher bei Moritz Rinke, die aus Ohnmacht erwachsene Rachewut der Frauen in den Hebbelinszenierungen von Karin Beier oder die Beschreibung filmspezifischer Machtverhältnisse bei Albert Ostermaier. Dass das Publikum und die Presse jede einzelne Inszenierung kontrovers debattieren, ist nicht nur erwünscht, sondern zeigt die starke Wirkung der Festspielarbeit. Im Leitbild ist beschlossene Sache, den Stoff immer wieder neu zu bearbeiten. Und das ist auch genau das Programm der aktuellen künstlerischen Leitung. Im 1997 vom Stadtrat beschlossenen Konzept für die Festspiele war all das bereits vorgesehen. Als Budget wurden damals drei Millionen Euro (von DM umgerechnet auf Euro) geschätzt. Dass die Festspiele nach über fünfzehn Jahren mehr kosten, ist auf übliche Preissteigerungen (z.B. bei tariflichen Personalkosten) und auf gestiegene Anforderungen, u.a. im Schallschutz und bei der Sicherheit zurückzuführen. Dem steht gegenüber, dass knapp die Hälfte der Einnahmen (Landesförderung, Spenden, Sponsoren, Eintritt) ohne die Durchführung der Festspiele gar nicht nach Worms fließen würden. Der anderen Hälfte, die von der Stadt finanziert wird, stehen zum Einen Einnahmen in den kulturtouristisch relevanten Bereichen der städtischen Wirtschaft wie Gastronomie, Hotellerie, Einzelhandel und Kreativwirtschaft gegenüber, zum Anderen ein Mehrwert an bundesweitem Stadtmarketing durch die kostenfreie redaktionelle Berichterstattung. Die Stadt Worms entwickelt auf der Basis ihrer Kulturprofile (Nibelungen, Dom, Luther, SchUM) eine entscheidende Zukunftsoption, nämlich den Kulturtourismus, professionell und kompetent weiter. Eine Entwicklungssperre für die Festspiele oder ein mehrjähriger Turnus oder aber gar ein Ende würde diesen erfolgreichen und anerkannten Prozess stoppen und der Stadt großen Schaden zufügen. Die Kultur- und Tourismuswirtschaft würde gegen Null gedreht, der von Außen kommende Anteil des Festspielbudgets (Landesförderung, Spenden, Sponsoren, Eintritte) könnte keineswegs für andere Aufgaben, z.B. im Bildungsbereich verwendet werden. Sie würden einfach entfallen. Im Windschatten der Festspiele hat sich die kulturelle Bildung in Worms enorm entwickelt, von Jugendtheatergruppen angefangen über die Jugendkunstakademie bis hin zur Vermittlungsarbeit der Museen. Die Nibelungenliedgesellschaft wirkt hier vielerorts aktiv mit und arbeitet auch immer wieder mit Schulen zusammen. Insofern unterstützt sie auch alle Bemühungen, die Wormser Schulen gut auszustatten. Das aber muss durch gemeinsame Anstrengungen von Stadt, Land und Bund im Bereich der Schulbildung geschehen und nicht auf Kosten der Kultur.



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Vorträge der Nibelungenlied-Gesellschaft
im Rahmen der Nibelungen-Festspiele 201
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2017

Tierwesen im Nibelungenlied und ihre Symbolik
(Dr. Ellen Bender)
Siegfried und die Nibelungen in der Denkmalplastik
der Weimarer Republik und des ‚Dritten Reiches‘

(Dr.
Busso Diekamp)
Der dunkle Siegfried – eine Heldenmutation im allzu langen 19. Jahrhundert
(Volker Gallé)
Verfluchte Dinge.
Artefaktbiographien und Dingkarrieren in der Edda und im Nibelungenlied

(Prof. Dr. Ludger Lieb)
Drachenkampf und Dichtermet – Dichtung im alten Island
(Petra Riha)
Siegmund und Sieglinde – Geschwisterpaar, Liebespaar, Elternpaar
(Doris Schweitzer)
Der deutsche Lawrence. Quellen zu „GLUT. Siegfried von Arabien“
(Dr. Regina Urbach)

 

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"Worms und seine Nibelungen"
Illustrierte Beiträge der Nibelungenlied-Gesellschaft

Die Nibelungenlied-Gesellschaft Worms e. V. lädt seit 1999 jedes Jahr zu Vorträgen ein, die sich mit dem Nibelungenlied, seinem Umfeld und seiner Rezeption beschäftigen.
In diesem Heft legt die Nibelungenlied-Gesellschaft Worms die Vorträge mit einem Worms und die Nibelungen betreffenden Schwepunkt in einer überarbeiteten Fassung in gedruckter Form vor.


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Nibelungenedition:
"Siegfried - Schmied und Drachentöter"

Ein reichbebildertes, wissenschaftlich fundiertes und für Jedermann verständlich geschriebenes Buch, in dem viele Facetten dieses faszinierenden Helden aufgeblättert werden.
Vom Mythos über das mittelalterliche Epos bis zur politischen Propaganda und den Fantasyromanen der Neuzeit reicht der literarisch-historische Überblick.