Mütter
Witwen
Konkubinen


Rolle, Stellung und Schönheit der Frau im Mittelalter

von Cita Lindemann

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Illustration, Handschrift Manesse, 14. Jh...


Historische Quellen

„Die Frau“ ist ein zeitloses Thema – also auch hier und heute präsent. Da jedoch jede zeitliche Epoche durch ihre historischen, sozialen und technischen Rahmenbedingungen geprägt ist, unterlag und unterliegt die Wahrnehmung von Rolle, Stellung und Schönheit der Frau den individuellen Ausprägungen und dem jeweiligen Zeitgeist. Ob Chinese, Türke, Indianer, Afrikaner oder die Europäer, alle unterliegen diesen, für sie zutreffenden Rahmenbedingungen.
Das historische Material zu diesem Thema beschreibt hauptsächlich die Rollen der adeligen Frauen, ihre Stellung, Ihre Aufgaben und Pflichten, von klerikalen Männern geschrieben. Aufzeichnungen, wie Frauen im Mittelalter ihre Situation persönlich erlebt haben, existieren nicht! Über das Leben der städtischen Unterschichten oder der Frauen auf dem Land gibt es keine historischen Quellen.
Das wichtigste Quellenmaterial, um etwas über die Stellung oder rechtliche Stellung dieser „Unterschichten“ in der Gesellschaft zu erfahren, sind juristische Schriften, Urkunden und klerikale Texte. Zu nennen ist hier die Kirchenrechtssammlung von Bischof Burchard zu Worms.
Diese historischen Quellen sind meistens kirchlichen Ursprungs, also von Mönchen und Bischöfen geschrieben , d. h., die Aufzeichnungen wurden vom Weltbild der Kirche geprägt, also einseitig; und die Geschichtsschreibung wurde hauptsächlich von Männern verfasst.
Aber: was haben die Historiker verschwiegen, vergessen, wie passen sie ihre Erinnerung und Geschichtsschreibung den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit an, welchen Verzerrungen unterlag das Bild der Frau im Geist dieser Männer. Damals, wie heute übrigens auch, ist es spannend, bei der Lektüre historischer Texte das individuelle, emotionale wie sachliche Wahrnehmungsfilter der/s Schreibenden zu berücksichtigen.

Das Frauenbild im Mittelalter - Geschichte und Entwicklung

Das Bild der Frau wurde geprägt durch die alten Griechen, Homer, Plato, Hippokrates und Aristoteles, sie alle waren die geistigen Väter der mittelalterlichen Intellektuellen.
Die griechischen Philosophen vertraten die Meinung, das erst die Frau erschaffen wurde und darum ein unvollkommener Versuch war. Sie war kalt, feucht, mit wenig körperlicher Kraft ausgestattet, passiv und für den häuslichen Bereich geschaffen, aber nicht für öffentliche Tätigkeiten.
Ich nenne Ihnen Zitate von großen, uns bekannten griechischen Philosophen, die ein abwertende Bild der Frau quasi eingeläutet haben und somit prägten.
Homer (8. Jh. v. Chr.) predigte: “Nichts ist scheußlicher doch, nichts unverschämter auf Erden als das Weib.“ Plato (gest. 347/348 v. Chr.) drohte den Männern, wenn sie sich von der Leidenschaft hinreißen lassen und sich nicht vom Verstand beherrschen lassen, würden sie bei ihrer zweiten Geburt zur Strafe als Frau auf die Welt kommen. Hippokrates ( gest. 370 v. Chr.) forderte: „Die Frau bedarf eines Zuchtmeisters, denn sie hat von Natur das Zügellose an sich.“ Aristoteles (gest. 322 v. Chr.) erklärte: „das allein das männliche Sperma den Form gebenden Grund abgebe, der weibliche Teil sei nur die stoffliche Ursache. Mädchen wurden über den geschädigten Samen des Mannes gezeugt. Ich glaube nicht, das die alten Griechen sich der Tragweite ihrer Äußerungen bewusst waren.
Mit diesen Zitaten möchte ich nicht anprangern sondern Verständnis auslösen. Nicht Verständnis für das, was gesagt worden ist, tragisch genug, ich meine Verständnis im Sinne des verstehen. Verstehen, wie solche folgenschwere Aussagen Rolle und Stellung der Frau in den nächsten 2.000 Jahren geprägt haben. Aber auch verstehen, nicht akzeptieren, welche historischen Muster ausschlaggebend waren, sind, für das Herrschaftsverhalten des Mannes, gestern und heute.
Von Philosophen ausgesprochen aber keine philosophischen Äußerungen Dieses griechische Herrschaftsdenken infiltrierte später das christliche Frauenbild. Die politisch/gesellschaftlichen Gespräche der alten Griechen wurden von reinen Männergesellschaften geführt. Sie waren die Bürger. Frauen hatten keine Bürgerrechte. Hier entwickelte sich diese abgrundtiefe Ablehnung der Frau gegenüber als gleichwertiges Wesen. Außerdem wurde die Moral dieser Zeit bestimmt durch die Wahrung des intakten Bildes des Oberschichten-Mannes. (hart, stark, intelligent, kämpferische) Die Frau wurde beherrscht und der Mann herrschte.
Die mittelalterliche Theologie hat die eigentliche Stellung der Frau in der Bibel immer mehr übersehen. In der Bibel waren die Frauen Partnerinnen der Männer und ihnen gleich gestellt.
Paulus schrieb dazu in dem Brief an die Galater Kapitel 3,28:
„Es hat daher nichts mehr zu sagen, ob einer Jude oder Nicht- Jude ist, Sklave oder frei, Mann oder Frau ist. Durch Jesu sind alle Menschen gleich.“
Die Kleriker aber idealisierten die Frau in der Bibel. Das Vorbild war die „Heilige Maria“, keusch, rein und sittsam, sie war unter den Schutz Jesu Christi gestellt, also untergeordnet.
Ein kleines Textbeispiel zu der Verherrlichung Maria`s, gesungen von dem „Ensemble Cosmedia“ im Rahmen des Kulturprogramm zu den Nibelungenfestspielen 2009:

„Sei gegrüßt Maria, Urheberin des Lebens.
O liebenswürdigste und liebevollste Mutter, sei gegrüßt,
die du deinen vom Himmel gesandten Sohn der Welt gegeben hast,
den Gottes Geist dir eingehaucht hat.

Zu dieser Vorstellung, zu diesem Idealbild, gesellte sich mit der Verbreitung des Christentums das Bild, das man von Eva bei der Erschaffung des Menschen hatte. Gott schuf erst Adam und aus einer Rippe Adams wurde Eva geformt. Diese Nachrangigkeit, unterstützt durch die Vertreibung aus dem Paradies, die Eva angelastet wurde, beeinflusste und formte in den nächsten Jahrhunderten ebenfalls Rolle und Stellung der Frau. Das biblische Frauenbild hatte seinen Platz in der Gesellschaft gefunden.
Das Idealbild „Maria“ war von der Alltagsfrau, ob Adel oder Landfrau, nicht zu erreichen. Darum wurde die Frau abgewertet. Das hatte zur Folge:
Ablehnung der Eigenständigkeit der Frau, Unterordnung der Frau, Feindlichkeit gegen die Sexualität gegen die Lust/Wollust. Entweder Weib und gering oder Maria = Fiktion = Schönheit und Vollkommenheit.
Thomas von Aquin (gest. 1274) vertrat die Ansicht, das der Mann wegen seiner Vollkommenheit ausschließlich männliche Kinder zeugen kann. Nur durch bestimmte Umstände wie feuchte Südwinde oder viele Niederschläge wurden Mädchen „produziert“. Die Frau war ein missglückter Mann, eben ein unvollkommener Mensch.
Über dieses Wissen verfügten nur wenige, gebildete Leute, weil ein großer Prozentsatz des mittelalterlichen Menschen nicht lesen oder schreiben konnte. Dem einfachen Volk war klar, das sich die Frau dem Mann, und die Tochter dem Vater unterzuordnen hatte. Auf Grund der eifrig predigenden Kirchenmänner war Mann und Frau überzeugt, „dass das weibliche Geschlecht von Natur aus minderwertig war, eine Fehlkonstruktion der Natur. Selbst Martin Luther (gest. 1564) nannte ein Jahr, bevor er seine Katharina von Bora kennen lernte, die Frau „ein halbes Kind“ „ein tolles Tier“. Oder Johannes Calvin (gest. 1564) der zweite große Reformator des späten Mittelalters, predigte von der Minderwertigkeit der Frau.
Hochbegabte Frauen des Mittelalters wie die spanische Königin Isabella (gest. 1504), die Herzogin Isabella von Portugal (gest.1471), die englische Königin Margarete von Anjou (gest. 1482) oder Hildegard von Bingen (gest. 1179) , hochbegabte, unerschrockene Frauen. Sie alle konnten mit ihren teils mutigen, philosophisch wie wissenschaftlichen Arbeiten in einer patriarchalischen Gesellschaft das negative Urteil über das weibliche Geschlecht nicht aufheben. Die Geistlichen sahen die Frauen als Versuchung, Ablenkung, als Hindernis der Männer auf dem Weg zur Heiligkeit.



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Der Matilda-Effekt
kennt jemand den Matilda-Effekt
Ein kurzer Exkurs zu der Akzeptanz der forschenden und schreibenden Frauen im Mittelalter.

Diesen Effekt möchte ich Ihnen kurz vorstellen, da er den Umgang mit den wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die Frauen verfasst haben, erklärt. (damals und in der Neuzeit, wie Sie sehen werden) Benannt nach der amerikanische Frauenrechtlerin Matilda J. Gage 19 Jh. Gemeint ist eine systematische Verdrängung und Leugnung des Beitrags von Wissenschaftlerinnen in der Forschung, deren Arbeit dann häufig ihren männlichen Kollegen zugerechnet wird.
„... wer aber nicht hat, dem wird auch das, war er hat, genommen werden.“
Da man nicht glaubte, das die Frau intelligent ist, forschen oder wissenschaftlich arbeiten konnte, wurde ihr das genommen, was sie geschaffen hatte. In dem Fall ihre Forschungsarbeiten, so ist das zu verstehen.
Das bekannteste Beispiel aus dem frühen Mittelalter ist die italienische Ärztin Trotula oder Trota von Salerneo. (Sie unterrichtete an der Schule von Salerno) Sie schrieb Abhandlungen, die so bedeutend waren, dass sie im Verständnis der Zeitgenossen unmöglich von einer Frau stammen konnten. Ihr Standardwerk über die Gynäkologie, Frauenkrankheiten, Hauterkrankungen und Kosmetika wurde 100 Jahre später unter dem Namen ihres Mannes kopiert.
Der Medizinhistoriker Karl Sudhoff (20 Jh. wohlgemerkt), hat die These aufgestellt, das sie keine Ärztin war sondern nur Hebamme und sicher nicht diese bedeutenden Schriften verfassen konnte.
Der Matilda-Effekt ist die Kehrseite des Matthäus-Effektes: „Wer hat, dem wird gegeben werden...“ (Matthäus 25.29; aus dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten) d. h. wer bekannt ist, wird eher zitiert. Im Volksmund: „Es regnet immer da, wo es sowieso schon nass ist.“ „Wer hat, dem wird gegeben.“ Waren gebildete Frauen in ein Kloster eingetreten, also hatte sie das Gesicht der Geistlichkeit angenommen, dann beachtete man ihre Arbeiten, s. Hildegard von Bingen.




Eine Minderheit von Humanisten und Schriftstellern hielten Frauen für vollkommene Geschöpfe. Für sie waren Frauen mit denselben geistigen Fähigkeiten, wie die des Mannes, ausgestattet. Die Unterordnung der Frau war für sie eine anstößige Ungerechtigkeit.

Nennen möchte ich Cornelius Agrippa von Nettesheim (gest. 1534) Ein bedeutender deutscher Universalgelehrter seiner Zeit. Er vertrat die These, das die Frau in Wirklichkeit höher als der Mann stehe. Schließlich war sie nicht aus Lehm gemacht worden sondern aus dem Leib des Mannes. Eva hatte nicht gesündigt, nur Adam. Ihm ist verboten worden, Früchte von dem Baum der Erkenntnis zu essen. Also, hat Gott Eva den Verzehr der Früchte erlaubt.
Wollte Gott, das Eva den geistigen Zustand der Unwissenheit verlässt.

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Im 14. Jh. entwickelten sich allmählich Veränderungen in der Gesellschaft. Man empfand die gesellschaftliche Aufteilung in Herrschende und Dienende (Adel – gemeines Volk Mann – Frau) zunehmend als Unterdrückung. Revolten nahmen zu. Die mächtigste Institution des Mittelalters, die Kirche, geriet immer mehr in die Kritik. Die Kirche entpuppte sich teilweise als hemmungsloser Ausbeuter, alles schien käuflich zu sein. Vereinzelte Klöster unterschieden sich kaum von öffentlichen Frauenhäusern, Zügellosigkeit wurde angeprangert.


Die Frau in der Ehe

Die Stellung der Frau in der Ehe ist ein bedeutsamer Punkt des sozialen Lebens im Mittelalter und somit auch Teil meiner heutigen Betrachtung. Es gab zwei wichtige Lebensformen für die Frau im Mittelalter, die Ehe oder das Kloster.
Aus kirchlicher Sicht wurden Männer nach funktionalen und Frauen nach sexuellen Kategorien klassifiziert.
Die Dreiteilung der Männer bezog sich auf deren Funktionen im öffentlichen Leben: sie beteten, kämpften oder verrichteten ihre Arbeit, um die Familie zu ernähren.
Die Einteilung der Frauen wurde am Grad der sexuellen Reinheit gemessen: die Jungfräulichkeit, die Ehelichkeit (Gattin und Mutter) und die Witwenschaft. Das waren Lebensformen, deren Inhalte von Männern und Klerikern bestimmt wurden. Jede dieser Rollen hatte ihre eigene Moral.
Die Jungfräulichkeit war ein hohes Gut, Sexualität vor der Ehe war eine schwere Sünde - die Sexualität in der Ehe sollte nur zur Zeugung des Nachwuchses statt finden und die Witwen entsagten der körperlichen Liebe am Besten gänzlich. Sie wurden zu Trägerinnen der sog. Bußkultur gemacht. (Bußkultur, ein Begriff, den Bernhard Jussen in seinem Buch: „Der Name der Witwe“ geprägt hat)

Die weltliche Ehe

Ehe kommt aus dem mittelhochdeutschen – ewe – und heißt Recht und Gesetz. Die Ziele der weltlichen Ehe waren die Klärung und Erhaltung wirtschaftlicher Verhältnisse. Die Versorgungsehe ist uns allen bekannt, in Deutschland nicht mehr so offensichtlich, in den fernöstlichen und südlichen Ländern noch gang und gebe.
Dann ging es um die Sicherung und Erziehung des Nachwuchses, der Erben. Unter den Adelshäusern sollte die eheliche Bindung grenzüberschreitend auch Friedensbeziehungen stiften und/oder festigen.
Burchard von Worms (gest.1025), er war 25 Jahre Bischof in Worms, sah in der Ehe die Sicherung eines geregelten sozialen Zusammenlebens in der Gesellschaft. Die Frau sollte beschützt werden, sie sollte in Sicherheit leben, d. h. die Ehe war eine der wenigen Absicherungsmöglichkeiten gegenüber dem Elend und der Armut. In der weltlichen Ehe war die Frau nicht rechtsfähig.
Wollte die Frau vor Gericht die Gewalt ihres Ehegatten anprangern, so musste sie vor den Richtenden mit zerrissener Kleidung, zerzaustem Haar und verschlagen erscheinen. Nur der Augenscheinbeweis wurde von den Richtern akzeptiert, sonst glaubten man ihr nicht. Rechtliche Beschränkungen waren auf dem Land ausgeprägter als in der Stadt.

Frauen mussten in der Stadt nicht für die Schulden ihrer Männer aufkommen, sie konnten über ihr eigenes verdientes Geld verfügen. Im mittelalterlichen Frankfurt hatte man 65 Berufe für Frauen registriert.
Dazu gehörte die Textilverarbeitung, das Bäckereihandwerk, Metallhandwerk (Herstellung von Schmuck). Es gab auch Abschreiberinnen und Briefdruckerinnen. Die Ehefrau war für die Führung des Haushalts verantwortlich, für die Erziehung der Kinder, aber nur in der Ausführung und Kontrolle, Erziehungsinhalte entschied der Mann.

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Die Ehefrau verrichtete die Arbeit, die am Hof und im Garten anfiel. Die Frau unterstand der Vormundschaft, dem Munt des Ehemannes, er verwaltete das Vermögen, also auch die Mitgift, die die Frau mit in die Ehe gebracht hatte. Sie hatte gehorsam zu sein und sich unterzuordnen, der Ehemann musste sie erziehen. Er hatte das Züchtigungsrecht gegenüber der Frau und den Kindern.
Im Nibelungenlied, in der Handschrift C, sagt Siegfried zu Gunther, als er von der Geschwätzigkeit seiner Kriemhild erfährt:“ Man soll Frauen so führen, das sie solches Gerede unterlassen.“ Kriemhild bemerkt später in der gleichen Schrift, das Siegfried sie mit Schläge bestraft habe.
Es ist immer wieder bemerkenswert bei der Lektüre der historischen Quellen, mit welcher Selbstverständlichkeit dieser Herrschaftsanspruch des Mannes der Frau gegenüber gelebt wurde. Für mich auch ein Hinweis, das im Lebenskonzept des Mannes die Unterdrückung der Frau nicht bewusst oder bösartig gemeint war, er war grundsätzlich verankert, dieser Herrschaftsanspruch und wurde nicht diskutiert.

Die geistliche Ehe

Die weltliche Sicht der Ehe war durchdrungen von der geistlichen Vorstellung der Ehe. Die geistliche Vorstellung verfolgte die Beherrschung der Sitten, Keuschheit in der Ehe, Treue. In der Kirchenrechtssammlung (Decretorum Libre XX) / Burchard von Worms, beschreibt er unter anderem den sittlichen Platz des Geschlecht`s in der Moralvorstellung der Kirche/Gesellschaft.
Für ihn war das Zentrum von Sünde und Schmutz – das Geschlecht. In der Rangliste der Sünden ordnete er das Geschlecht zwar nach dem Blutvergießen, also nach dem Mord ein, aber........ vor dem Aberglauben. Das Geschlecht war eine schwere Sünde und im Katalog der Freveltaten hoch angesiedelt.
Der Ehemann war der Mittelpunkt im Leben einer jeden verheirateten Frau. Damals hat man geglaubt, dem Mann stehe ein größeres Maß an Liebe zu, weil er angeblich intelligenter war als die Frau. Sie sollte ihren Mann maßlos lieben, ihm aber gleichzeitig in der körperlichen Liebe Mäßigung aufzwingen
und nur mit ihm schlafen, wenn ein Kind gezeugt werden sollte. Das war das Zölibat in der Ehe, die eheliche Keuschheit.
Das Zölibat wurde übrigens erst 1139 postuliert, vorher waren Priester verheiratet. Der Kirche ist bekannt, das das Zölibat kein göttliches Gebot ist. Kaiser Heinrich der II mit seiner Gattin Kunigunde war das Vorbild einer christlich/keuschen Ehe. An dem Sterbebett seiner Gattin soll er gesagt haben:
“Wie ihr sie mir überantwortet habt, so erstatte ich sie euch zurück. Ihr habt sie mir als Jungfrau gegeben und als Jungfrau gebe ich sie euch wieder.“ Man findet in den historischen Quellen keinen Anhaltspunkt für diese Worte Kaiser Heinrichs II.
Das er seine unfruchtbare Gattin nicht verstoßen hatte, war seiner ungewöhnlichen Frömmigkeit und Folgsamkeit gegenüber den kirchlichen Vorschriften zu zuschreiben. Der Beichtvater konnte einer Ehefrau eine einzigartige Form der Buße auferlegen. Sie sollten Predigerinnen ihren Männern gegenüber sein. Und das sah so aus: Ist der Mann grausam, sollte sie ihn zum Mitleid auffordern, ist er geizig, sollte sie ihn auffordern, Almosen zu verteilen, war er ein Räuber, so musste sie seine Raubzüge beklagen. Adelige Frauen, Bürgerinnen oder die Frauen der Armen hatten unterschiedliche, seelsorgerische Pflichten in der Ehe.
Den adeligen Frauen wurde geraten, ihrem Gatten eine moralische Lebensführung an zu dienen, sie sollten über ihn wachen, Intrigen von ihm fernhalten, ihn in seinem Wahnsinn mit Sanftmut und Diskretion beruhigen. Die bürgerliche Frau sollte immer heiter ihrem Mann gegenüber sein, damit er seine Sorgen vergisst. Und die Frau des armen Mannes hatte die Aufgabe, ihrem Mann Trost zu zusprechen und ihn zu ermutigen, die Hoffnung nicht zu verlieren. Die Ungleichheit zwischen Mann und Frau in der Ehe bedeutete nicht, das die Frau missachtet wurde. Man sah ihre Sicherheit nur unter dem Schutzschirm des Mannes (oder im Kloster) und in diesem internen Bereich wurde sie geachtet.
Doch war eine ausgewogene Einstimmigkeit und wechselnde Hilfe der Ehegatten untereinander im häuslichen Bereich nicht möglich. Die raue Wirklichkeit, nämlich die tatsächliche Unterordnung der Frau, gab dieser Umgangsform keinen Raum.

Die Liebe

In der weltlichen Ehe spielte die Liebe nur eine untergeordnete Rolle. Hugo von St. Victor (Theologe, gest. 1141) schrieb: „dass das Ehesakrament so stark sei, dass es sogar eine aus Liebe geschlossene Verbindung legalisiere.“ Eheschließungen aus Liebe gab es nicht.
Im geistig/Mystischen und literarischen spielte die Liebe sehr wohl eine große Rolle, wie wir wissen. Liebesgeschichten waren reichlich vorhanden. Die berühmtesten Liebesromane aus dieser Zeit waren: „Tristan und Isolde“ – „Lancelot und Ginevra“, oder Carmina Burana, alles mittelalterliches Werk über die Liebe. Auch das Nibelungenlied ist hier zu nennen.
Die Geschichte „Der Sperber“ (13.Jh.) – wie die unerfahrene Nonne sich dem Ritter hingibt, weil sie von ihm einen Sperber bekommen will und sich dann wundert, das die Oberin sie schlägt. „Das Vögelchen“ und „Studentenabenteuer“, beides Liebesgeschichten aus dem 13 Jh.. In der Geschichte „Der Rosenbusch“ (15 Jh.) beginnt die Scham der Frau mit ihr zu sprechen und offenbart ihr, das der Mann nur wegen der Scham ihr den Hof macht. Wo die Männer ihr doch immer sagen - sie schauen sie gerne an und verehren sie, weil sie so schön ist. Und alles nur wegen der Scham, sie kann es nicht glauben.
Der Minnegesang war der Ausdruck der Liebe zwischen Mann und Frau bei Hofe und hatte gesellschaftlichen Spielcharakter. Der Mann vermittelte seiner Angebeteten seine Wünsche, zum Teil mit poetisch/hocherotischen Texten, doch bewegten sich diese Spiele in der Wunschwelt. Eine Adelige durfte seinen Bitten nicht nachkommen. (scheinbar) Doch..... was in den hohen Minnegesängen, in der Literatur oder in den einfachen Badehäusern über Liebe und Sexualität geschrieben , erzählt wurde, man glaubt es nicht, oder doch, entsprach dem wahren realen Verhalten der Menschen.
Erotisch/sexuelle Begierden bewegten die Menschen zu allen Zeiten. Ob bei den alten Griechen - im Mittelalter oder in der Neuzeit. Die Homosexualität war übrigens bei den alten Griechen eine normale Form der körperlichen Liebe. Die Männer waren deshalb nicht weibisch, das ganz normale Mannsbild bediente sich dieser sexuellen Praktiken. Stets wurde und wird in diesen Sphären gedacht, geträumt, gehandelt. Entsprechend des sozialen Standes wurde Lust/Wollust gelebt: öffentlich, heimlich, inoffiziell.

Mütter

Frau, Ehefrau, Mutter, die Grenzen waren fließend. Nur in der Rolle der Mutter konnte die Ehefrau eine gewisse Achtung von ihrem Mann, oder von der Gesellschaft erlangen. Frauen definierten sich über die Macht ihrer Männer, sahen ihre Daseinsberechtigung in der Rolle der Mutter. Schamhaftigkeit, Keuschheit und Treue ermöglichten Ihr, den einzig schönen Schmuck in der Gesellschaft zu tragen, und das war... ihr guter Ruf. Die Mutterschaft war beherrscht von der Fortpflanzung, Schwangerschaft, Geburt und Erziehung der Kinder, aber unter der Kontrolle des Mannes. Der Vater/Mann war für die geistigen Inhalte der Erziehung verantwortlich.
Ich möchte Ihnen einen Text vorlesen aus dem Buch, James Bruce Ross: „Hört Ihr die Kinder weinen“ – 14.Jh. – 16.Jh. „Sorge dafür, dass er (der Junge) mit sechs oder sieben lesen lernt, und lass ihn entweder studieren oder das Gewerbe erlernen, das ihm die meiste Freude macht. Handelt es sich um ein Mädchen, so setze sie in die Küche und nicht hinter das Lesebuch, denn es schickt sich nicht für Mädchen, Lesen zu lernen, es sei denn, du willst, dass sie eine Nonne wird.“ Töchter wurden übrigens, wenn sie überhaupt gestillt wurden, früher entwöhnt und schon früh mussten sie unangenehme Pflichten, oder überhaupt Pflichten im Haus übernehmen.
Man erwartete von der Frau, dass sie ihre Bildung verbarg, gelesen von Thomas von Zirklaere, „ Wenn sie mehr Verstand hat, so soll sie den Anstand und die Weisheit besitzen, nicht zu zeigen, wie viel Verstand sie hat. Mann will sie nicht als Herrscherin haben. Die Einfältigkeit steht den Damen gut an.“
Martin Luther empfahl den Frauen, gelesen von Gabriele Becker, „Aus der Zeit der Verzweifelung – Zur Genese und Aktualität des Hexenbildes.“ „...wenn Weiber wolberedt sind, das ist an ihnen nicht zu loben; es steht ihnen baß an, dass sie stammeln und nicht wol reden können. Das ziert sie viel besser.“
In der mittelalterlichen Gesellschaft hatte Bildung keinen hohen Stellenwert. Kampffähigkeit und Eroberungswille begründete den Reichtum des Adels. Erst mit der Verbreitung des Schrifttums betrachtete man Bildung als Vorzug. Als dann In der Mitte des 12. Jh. die ersten Universitäten gegründet wurden, verweigerte man Frauen den Zutritt. Die Pflicht der Mutter war, den Kindern Leben und gute Gesundheit zu geben. Waren die Kinder krank oder behindert, trug sie die Verantwortung, auch war sie für die Legitimität der Nachkommenschaft verantwortlich. Die Treue war also ein hohes Gut im mittelalterlichen Eheleben. So war die Vaterschaft und der eheliche Frieden gesichert. Sie hatte auch moralisch das Haus sauber zu halten, die Töchter zu bewachen.
So wie die Frauen entsprechend ihres sozialen Standes unterschiedliche, seelsorgerische Pflichten in der Ehe hatten, so hatten die Mütter, entsprechend der sozialen Hierarchie unterschiedliche Aufgaben in der Kindererziehung zu erfüllen. Während sich die adeligen Mütter um eine Ausbildung in Kunst, Literatur und Wissenschaften bemühten, wurden Handwerksmütter angehalten, ihren Kindern ein Handwerk zu vermitteln. Landfrauen waren zuständig für die praktischen Arbeiten auf dem Land und die Armen... sollten die Moral und den Anstand in der Familie, aufrechterhalten.

Witwen

Das Wort Witwe kommt aus dem lateinischen „vidua“, und bedeutet ursprünglich „Frau ohne Mann“. So wie die Frauen im Kindbett starben, starben die Männer im Krieg oder im Kampf. Es gab also genug Witwen. Aus rechtlicher Sicht hatte die Witwe eine starke Position. Sie konnte Mitgift und Vermögen verwalten. Die reiche Witwe war ein begehrtes Heiratsziel. Wenn sie fit war und das Handwerk ihres verstorbenen Mannes verstand, führte sie das Handelsgeschäft ihres Mannes fort.
Zitat Georges Duby aus seinem Buch: „Mütter, Witwen, Konkubinen“ Zitat Anfang: „Und diese Witwen traten um so stärker auf, als sie sich auf ihre Söhne stützen konnten, auf die sehr lebhafte, herzinnige Zuneigung jener inzwischen erwachsenen Knaben, die ihrem Schoß in frühester Kindheit entrissen worden waren: auf die der jüngeren vor allem, die sie oft dem Ältesten vorgezogen hatten. In einer solchen Position erreichten die Witwen den Gipfel der Macht, die dem weiblichen Geschlecht zu gestanden wurde.“ Zitat Ende. Waren ihre Söhne allerdings noch jung, wurde die Witwe gerne von den Verwandten in die nächste Ehe gedrängt. Allerdings nahm man nicht so gerne eine ältere Frau zum Weibe. Sie brachte eigene Kinder mit in die Ehe und eingefahrene Gewohnheiten, Probleme wurden also mitgeliefert.
Waren die Witwen verbraucht, die Söhne erwachsen, um das Erbe des Vaters anzutreten, sollten sie das Haus verlassen und ins Kloster gehen, jedenfalls wünschte das die Kirche. Doch viele Frauen zogen das weltliche Leben vor, genossen ihre Macht und, vom Ehejoch befreit, das freie Leben.
Aus kirchlicher Sicht verkörperte die Witwe den Gedanken der Buße wie keine andere Figur. Die Witwe sollte bis an ihr Lebensende um ihren Gatten trauern, im Kloster enthaltsam leben und täglich Buße tun. Die Kirche versprach dafür Seligkeit im Himmel. Für die Jungfrauen 100fache Seligkeit, für die Witwen 60fache (weil sie den Rest ihres Lebens Buße tat) die Eheleute bekamen nur 30fachen Lohn. Genau dieses Vergeltungsprinzip hat die Kirche u. a. reich gemacht. Angst, nicht ins Paradies zu kommen und die nicht gebüßten, begangenen Sünden ließen Ländereien und Gelder in die Kassen der Kirche fließen. Klöster und damit Mönche gehörten im 6. und 7. Jh. zu den größten Grundbesitzern des Abendlandes. In ihrer Todesstunde vermachten Adelige, aus Angst vor der Strafe Gottes, den Klöstern ihre Länderein.

Das Konkubinat

Das Konkubinat ist eine erlaubte, relativ permanente, nicht verheimlichte Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau bzw. Frauen, mit denen der Mann nicht rechtmäßig verheiratet ist. Die aus dieser Verbindung entstandenen Kinder hatten keine Ansprüche auf den Status und das Eigentum des Mannes. In anderen Regionen, China, Griechenland oder Italien, hatte die Verbindung mit einer Konkubine einen rechtmäßigen Charakter. Ein Sohn oder Erbe wurde auch aus der Verbindung mit einer Konkubine akzeptiert. Der Status der Mutter war also nicht ausschlaggebend für die Söhne, die Erben. Im christlichen Raum war das Konkubinat illegal und die Kinder aus diesen Beziehungen waren Bastarde, also auch illegal.
In den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen war der Einfluss der Kirche überwältigend und im Zuge der Reformation bekam das Thema Brisanz. Die Kirche propagierte die Monogamie und Unauflöslichkeit der Ehe. Privilegien der Konkubinen und Ihrer Nachkommen wurden sukzessiv abgebaut. Aus diesem Ausrottungsfeldzug der Kirche entwickelte sich das heimliche bis halboffizielle Konkubinat, dem der Adel aber auch Kleriker frönten.
Herrschaftshäuser, ausgestattet mit Macht und finanziellen Mitteln, genannt werden hier die Merowinger und die Karolinger, ignorierten das kirchliche Verbot. Allerdings heirateten sie vor dem Hintergrund der Kirchengesetze ihre Mägde nicht mehr. So konnten diese nicht mehr zu Königinnen aufsteigen. Das bekannteste Beispiel ist die merowingische Königin Balthild (um 680). Sie war ursprünglich eine angelsächsische Sklavin.
Der Nachwuchs der Konkubinen und die Konkubinen selbst waren bei Hofe Randexistenzen. Vereinzelt wurden Konkubinen reicher Adeliger fürsorglich bedacht und bekamen Länderein oder bis an ihr Lebensende finanzielle Unterstützung. Juristische Texte weisen zuverlässig darauf hin. Eine Zeit lang war es vornehm, eine Konkubine zu halten. Aber es gab auch einfluss - reiche, starke Frauen, die das Beseitigen von der Konkubine zur Bedingung der Eheschließung machten. (Galaswintha mit Heribert, dem Merowinger) Konkubinen und Bastarde knüpften eine ideale Verbindung zwischen dem Adel und den niederen Schichten. Ellen Widder meint in ihrem Aufsatz, das dieses frische Blut zum „funktionieren des vermodernden Staates beigetragen haben könnte.“
In der Geschichte der Luxemburger z. B. waren über 4 Generationen die illegitimen Nachkommen die Regel, und nicht die Ausnahme. Diese Illegitimen wurden, wenn nötig, auch für legitim erklärt. Geistliche oder hoher Adel waren dafür zuständig, die sich für diesen Vorgang der Legitimation gut bezahlen ließen. Es gab eigene Register für Legitimierungen.

Kardinal Albrecht von Brandenburg, dargestellt auch als „Heiliger Erasmus“ hatte eine Konkubine, die „Heilige Ursula“, festgehalten auf einem Gemälde von 1524 (Cranach-Werkstatt) Er war ein schlauer Fuchs. Hinter der vorgehaltenen Hand sprach man über ihn, man war empört über seine Liebesaffären. Kirchliche Anfragen, ob er oder ob er nicht der körperlichen Lust fröne, beantwortete er: „...das er mit keiner verheirateten Frauen schlafe.“
Konkubinen waren für den Adel keine hochgradig, peinliche Angelegenheit, kein Thema von großer Brisanz. Sie gehörten offiziell/ inoffiziell zum täglichen Leben.

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Bei den Unterschichten sprach man allerdings bei gleichem Verhalten von sexueller Verwahrlosung, und Frauen war diese sexuelle Freizügigkeit verboten.
In dem Aufsatz: „Illegitimität und Skandalgeschichten im Mittelalter“ nennt Prof. Ellen Widder das Konkubinat: Zitat-Anfang („....eine normale Begleiterscheinung der engen Heiratsschranken weltlicher Fürsten, und Konkubinen gehörten zum üblichen Karriereverlauf geistlicher Fürsten, wo in der Regel die zweitgeborenen Söhne die kirchliche Laufbahn einschlugen und dabei mehrheitlich nicht auf ihre weltliche Lebensweise verzichten wollten“) Zitat-Ende. Da nicht die innerliche Berufung, sondern der gesellschaftliche oder familiäre Druck Zweitgeborene in das Kirchenamt zwangen, war das Konkubinat legitim. Den Betroffenen war vor diesem Hintergrund weiterhin ein weltliches Leben möglich.
Andrea Esmyol kommt in ihrem Buch: „Geliebte oder Ehefrau; Konkubinen im frühen Mittelalter“ zu dem Schluss, das im frühmittelalterlichen Konkubinat ausschließlich ...die sexuelle Lust angesiedelt war. Ihr Buch ist spannend und informativ. Sie hat ein breit gefächertes Quellenmaterial untersucht und bringt ein umfassendes Bild von Ehe und Konkubinat im Mittelalter. Für die Frau war es erstrebenswerter, als Ehefrau eine abgesicherte Position einzunehmen als innerhalb eines Liebesverhältnisses eine rechtlose Konkubine zu sein. Das Konkubinat war eine Lebensform, die in der Regel Frauen der unteren Schichten betraf

Schönheit

Schönheit, insbesondere die Schönheit einer Frau – definiert sich als Wahrnehmung. Gesehen mit den Augen und gefolgt von der individuellen Erkenntnis im Bewusstsein des Betrachters. Die Wahrnehmung der vollkommenen Schönheit im Mittelalter kann sich wie folgt anhören:

„Ein mund / der rosen führt und perlen in sich heget /
Zwo brüste / wo rubin durch alabaster bricht /
Ein hals / der schwanen=schnee weit, weit zurücke sticht /
Zwei wangen / wo die pracht der Flora sich beweget /
Ein blick / der blitze führt und männer niederleget /

und die individuelle Erkenntnis, die dieser Text auslöst, ist das Begehren, dieser schönen Frau bei zu schlafen. Die Schönheit der Frau verfolgte also auch einen biologischen Zweck. Schönheit sollte Verlangen auslösen, sonst starb die Sippe aus.
Die Wissenschaft verlegt sich auf harmonische und berechenbare Proportionen der Schönheit. Wenn eine Frau so schön sein wollte wie „Die schöne Helena“, dann musste sie folgende körperliche Eigenschaften erfüllen.
In einem Nachlass aus dem 15 Jh. wurden 30 Kriterien der Schönheit genannt.
Je: drei weiße Kriterien (Haut, Zähne und Haar) – drei schwarze (Augen, die Scham und die Brauen) – drei rote Merkmale (Mund, Wange und Fingernägel) – drei lange (Körper, Haare und die Hände) – drei kurze (Zähne Ohr und Fuß) – drei schwellende/ausladende (Brust, Gesäß und die Augenbraue) – drei enge Kriterien (die Scham, der Mund und jede straffe Stelle) – drei feine (Finger, Haar und Lippen) – und die drei kleinen (Nase, Brustwarze und Kopf)
Dieser Text schließt mit den beiden Versen:
„Da keine oder kaum eine Frau alles das an sich hat, kann keine für wirklich schön gelten und.....
„ ... darum taugt keine etwas.“
Hier wieder der Hinweis, den ich anfangs schon nannte. Wenn die Frau nicht dem Idealbild entsprach, wurde sie abgewertet. Berücksichtigt wurde nicht das Verhalten der Frau, ihr Gang, Ihre Anmut, ihr Charme, wie Sie redet, wie sie lächelt, ihr Wesen.
Im literarischen beschrieben die höfischen Dichter die körperliche Schönheit der Frau. Schönheit spornte den Ritter an, heldenhaft zu kämpfen. „Wehrt Euch um eurer schönen Frau willen.“ Schönheit wollte man an seine Kinder weiter geben. Schönheit war auch Lohn. Der Ausblick auf eine schöne Geliebte machte den Rittersmann schier unbesiegbar. (Beispiel Tristan und Isolde)
In den geistlichen Texten wurde nicht die körperliche, sondern eine metaphysische Schönheit oder Güte beschrieben, die über den Tod hinaus erhalten blieb.
In der höfischen Dichtung wurde der Schönheit viel Raum gegeben. Schon auf Grund eines „Schönheitspreises“ konnte man eine Frau lieben,
siehe Siegfried im Nibelungenlied. Die Schönheit Kriemhilds war in aller Munde und auf Grund von Hören-sagen hat er sich endlos in sie verliebt. Die Schönheit wurde gepriesen (der Schönheitspreis) und der Mann (hier Siegfried) verfällt der Sehnsucht, der Leidenschaft und dem Begehren.
„Schönheitspreise“ waren aber auch Minnegaben, Kleinode, Kleidungsstücke, eben Geschenke. Man verschenkte sogar Menschen oder Länderein, um die Angebetete für sich zu gewinnen.

War Schönheit nicht mit sittlichen Werten verbunden, konnte Schönheit ins Verderbliche führen. Auf jeden Fall war und ist die Bedeutung der Schönheit von den jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnissen abhängig, ob in der Antike, im Mittelalter oder in der Neuzeit. Und es waren und sind die bewundernden Augen des Anderen, die die Schönheit verleihen.
Wer empfahl übrigens, die Frau nach den selben Kriterien wie bei einem Pferd zu beurteilen: bei beiden zählen Kopf, Beine und Hinterteil. Sie hat Kosmetik und Schönheit zu einem lukrativen Geschäft ausgebaut.
Elizabeth Arden, 1934 eröffnete sie die erste Schönheitsfarm der Welt in Arizona.

Sokrates Kommentar zur Schönheit: „Nicht über konkrete Schönheit solle man reden, sondern dem nachspüren, was in allem Schönen das Schöne ist.“ Ich habe Ihnen das eine oder andere Schönheitsrezept mitgebracht, Zaubermittel, um dem Geliebten zu gefallen. Wer weiß, vielleicht nutzt heute noch, was damals half.

Schlussgedanken

Zu den spannenden Inhalten in meinem Vortrag, Rolle und Stellung der Frau im Mittelaltern, konnte ich keine Frauen zitieren, wenn, dann hauptsächlich aus der neueren Literatur.
Mein Anliegen ist, wie schon anfangs bemerkt, Ihnen ein Bild der Frau im Mittelalter zu vermitteln und ihnen die Entwicklung der Frauenrolle verständlich zu machen. Es zeigt sich ein Bild der übermächtigen Kirche, des herrschenden Mannes, der unterdrückten Frau. Ich habe Ihnen Bilder aufgezeigt, warum und wie sich über 2000 Jahre die Unterdrückung der Frau manifestieren konnte, warum sie sich unterworfen hat.
Meiner Meinung nach liegt die Zündung für den Bewusstseinsprozess, den Frauen erleben, oder erleben möchten, nämlich Rolle und Stellung der Frau neu zu definieren, in der Eigenverantwortlichkeit. Aktion und Reaktion, nicht nur reagieren, sondern agieren, aktiv werden, raus aus der Opferrolle, mit dem Mann, nicht gegen ihn. Natürlich sind wir mehr oder weniger fremdbestimmt, weil wir andauernd irgendwelche Dinge ausführen oder erledigen sollen. Und trotzdem, immer bleibt etwas Zeit, das Eigene in uns zu erkennen, dem Achtung und Würde gebührt.



Pestessig Rezept von 1888

Schützt vor Infektionen – das ultimative Rezept gegen die Schweinegrippe :-)
Man nehme:
Wermut, Raute, Pfefferminze, Rosmarin, Salbei - jeweils 22,5g
Lavendelblätter 30g
Engelwurzel, Kalmuswurzel, Knoblauch, Zimt, Muskatnuss, Gewürznelken – jeweils 3,75g
und gebe dazu 2kg Weinessig und 120g konzentrierten Essig
Nach 7 Tagen den Essig abpressen und 11g Kampfer in 30g Alkohol gelöst dazu geben.

Rapsöl gegen die kleinen, neuen Falten

Geben Sie in eine Glasschale:
Ein Eigelb, ein paar Tropfen Rapsöl und 3 Esslöffel Algenpulver (Refomhaus),
dazu ein paar Tropfen frisch gepressten Zitronensaft und etwas Salz.
Diese Masse tragen Sie auf das Gesicht auf, lassen Sie Lippen und Augen frei.
Nach 20 Min. mit lauwarmen Wasser abspülen.

Schönheit: nach einem alten Rezept

50g Walnüsse (Vit. E) werden gemahlen, dazu etwas Wasser, einen halben Teelöffel Honig und 12g Haferflocken. Zu einem Teig verkneten, etwas Milch dazu, sodass eine weiche Masse entsteht. Auftragen, außer auf Lippen und Mund.
Nach 25 Min. mit lauwarmen Wasser abwaschen und die Sonne geht für Sie auf, wenn Sie sich im Spiegel betrachten.
Wer die Nuss-Maske nicht mag, kann die Kraft von Avocados nutzen:
Das Fruchtfleisch einer halben, reifen Avocado mit einem Ei und einem Teelöffel Avocado mischen, auftragen und nach 20 Min. mit warmen Zitronenwasser abwaschen.

Liebesäpfel

Wilhelmshaven - Verliebte, die wegen ihres Aussehens nicht erhört wurden, verwendeten einst zahlreiche Zaubermittel, um doch noch zum Ziel ihrer Wünsche zu kommen. Sie hofften auf die geheimnisvolle Wirkung von Liebesäpfeln.
Liebesäpfel pflückte man nur am Freitag vor Sonnenaufgang vom Baum. Es musste die schönste Frucht sein, sie wurde gespalten, entkernt und mit zwei Zetteln gefüllt, die mit drei eigenen Haaren und drei der geliebten Person zusammengebunden wurden. Auf einen der Zettel schrieb man mit seinem Blut seinen Namen und darunter den der Angebeteten, auf den anderen ein Zauberwort. Die Apfelhälften verband man mit einem Spießchen aus Myrthenholz, trocknete sie im Ofen, wickelte sie mit Lorbeer- und Myrthenblättern ein und legte sie unter das Kopfkissen der oder des Geliebten.



Literatur

Die umfangreichste Literatur ist von Georges Duby verfasst worden. Ein bedeutender Historiker der Gegenwart. Er lebte von 1920 bis 1996, lehrte in Paris, und war ein Kenner des feudalen Europas.
In seinem 5bändigem Werk: „Geschichte des privaten Lebens“ vermittelt er, fern ab von Statistik und Lebensdaten, Einblicke in das private Leben der Menschen in den unterschiedlichen Ständen.
Er schrieb Bücher wie: „Geschichte der Frauen“ „Mütter, Witwen, Konkubinen – Frauen im zwölften Jahrhundert“ – „Ritter, Frau und Priester“, um nur einige seiner Werke zu nennen.

Eine weitere, bemerkenswerte und spannende Literatur neueren Datums ist die Dissertation von Frau
Andrea Esmyol – „Geliebte oder Ehefrau? Konkubinen im frühen Mittelalter“ - Sie können das Buch erwerben über den Böhlau Verlag Köln, es ist 2002 erschienen und umfasst 315 Seiten ISBN-Nr. 3-412-11901-6
Spannend – weil es von einer Frau geschrieben wurde und weil sie ein umfangreiches und breit gefächertes Quellenmaterial untersucht hat. So gelang es ihr, ein umfassendes Bild von Ehe und Konkubinat im Mittelalter vorzulegen.

Die Arbeiten von Frau Prof. Ellen Widder – Universität Tübingen – Abteilung Mittelalterliche Geschichte, beschäftigen sich mit dem Thema „Ilegitimität und Skandalgeschichten im Mittelalter“. Sie beleuchtet das Thema aus kirchenrechtlicher und moraltheologischer Sicht.
Ich möchte mich an dieser Stelle für die Freundlichkeit bedanken, mir entsprechende Aufsätze zur Verfügung zu stellen.

Bernhard Jussen vom Max-Planck-Institut in Göttingen hat eine hervorragende Studie über Bedeutung und Status der Witwe im Mittelalter geschrieben, interessant recherchiert und anspruchsvoll geschrieben.
„Der Name der Witwe“, Ruprecht Verlag Göttingen, 2000 erschienen